„The Orchard“ ist angenehm orchestrierte Hintergrundmusik mit Grower-Potential. Nicht mehr und nicht weniger.
Für das neue Album arbeiteten Ra Ra Riot mit großen Soundtüftlern zusammen: Chris Walla (Death Cab for Cutie) half ihnen beim Abmischen ihrer melodisch-komplexen Songs, die ganz im Zeichen von 1980er-Art Rock stehen. Auch Vampire Weekend-Keyboarder Rostam Batmanglij, mit dem der Leadsänger gemeinsam das Seitenprojekt Discovery betreibt, war im Studio mit von der Partie. Der Eindruck, dass der adrette College Rock auf der neuen Platte streckenweise arg nach einer Lightversion von Vampire Weekend klingt, dürfte also nicht von ungefähr kommen.
Eingeläutet wird das Album mit bedrohlichen Streichersequenzen und dramatischen Vocals, insgesamt manövriert sich das Lied trotz aller Verspieltheit nicht unbedingt ins Langzeitgedächtnis. Und das ist ein Problem, das sich durch die ganze Scheibe zieht: Jeder Song enthält bezaubernd schwebende Soundnuancen, als Ganzes funktioniert „The Orchard“ trotzdem nur bedingt. Tracks wie „Shadowcasting“, „Do You Remember“ und „Kansai“ klingen leicht austauschbar und unspektakulär. Die Mischung aus Indie, Pop und Kammermusik, die beim 2008er Debüt „The Rhumb Line“ noch innovativ war, ist mittlerweile auch nicht mehr besonders ungewöhnlich: Schon zu viele Indie-Bands haben Arrangments aus Cello, Violine und Elektro-Parts für sich entdeckt.
Der einzige Titel, der wirklich in eine überraschende Richtung geht, ist wohl das Keyboard-getriebene „You and I Know”, das von Alexandra Lawns bluesigem, zurückhaltenden Gesang lebt. Auch gut: „Too Dramatic”, das die Instrumentierung auf Cello, Violine reduziert und auf Stimme und Refrains setzt. Ein richtiger Höranreiz fehlt dem Album aber tendenziell, die meisten Songs brauchen Zeit, um sich in den Gehörgängen festzusetzen. Aber Ra Ra Riot sind schon mit wesentlich Schlimmerem fertig geworden als einer eher mittelmäßigen Platte: Mitte 2007 verunglückte der ehemalige Drummer John Ryan Pike tödlich, die Band stand kurz vor dem Aus. Weiter geht es aber immer irgendwie.