Simon Says No!

Das Rufzeichen ist Programm: mit norwegischer Brachialgewalt wird Shoegazing und Grunge Geschrammel gekreuzt. Es wird laut!

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Mit ihrem ambitionierten Erstlingswerk wagen sich die aus Oslo stammenden Neinsager mutig an die großen Shoegazing Ikonen My Bloody Valentine heran, wollen dabei noch einen kurzen Abstecher in das verregnete Seattle machen und mit skandinavischer Melancholie an die glorreichen Tage eines Londons 77 gedenken. Wenn das mal nicht zu einer schweren Persönlichkeitsstörung führt… Bereits im Opener „Exit“ wird nicht lange gefackelt: so hämmert das Schlagzeug unerbittlich mit monotonen Faustschlägen in die Gehörgänge ein um in einer elektrisierenden Geräuschwolke aus virtuos verschnörkelten Gitarren und wummernden Bass einzutauchen, die den ganzen Körper durchdringt und in Schwingungen versetzt. Im gigantischen „Sigh“ erzeugt der hauchende, in einen dicken Wattebausch gehüllte, subtile Gesang eine beinah sterile, psychedelische Atmosphäre, in der die sechssaitigen Hauptakteure einen dichtgewebten, unendlichen Klangteppich beschwören. Vereinzelt prallen präzise Melodien gegen die voluminöse Schallwand, blitzen kurz auf um danach im gleichbleibenden Noisestrom weiterzufließen. Entschlossen entsagen sie klaren Linien und so verschwimmen die Instrumente in ein undurchschaubares Abstraktum, das es zu entschlüsseln gilt. Schnitt. Mit der Rocknummer „See Me Through“ wird der psychedelische Fluss abrupt und völlig unerwartet unterbrochen. Simon Says No! zeigen nun ihr zweites Gesicht: je weiter wir auf der Landkarte Richtung Norden gehen desto härter, dreckiger und geradliniger wird der Sound. Die Stimme wird mit einer düsteren Gothicattitüde versehen und die Gitarren mit einer fast schon unsympathischen Lässigkeit gespielt. „Para Cirkus!“, das als Gute-Laune-Song der Platte bezeichnet werden kann, steht für die ruppige Rohheit des Hardcorepunks, der in der zweiten Hälfte des Albums maßgeblich den Ton angibt. Statt dröhnenden Schallwänden dominieren nun rotzfreche Gitarren, deren Saiten bis aufs Äußerste malträtiert werden, und die auf elegante Virtuosen-etikette pfeifen. Mit „Systemic“ kehrt die Band wieder zu ihren Anfängen zurück: ein meditativer, zur Ruhe gekommener Gesang und surrende Gitarren entschwinden in einen Klangdunst; dort wo alles begann. Ohne Zweifel, zwei Seelen befinden sich in Simons Brust. Vielleicht können sie ja bis zum nächsten Mal Freunde werden.

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