Parodia Flare

Das spirituelle Chillwave-Werk „Parodia Flare” entführt uns in die feucht-tropischen Gefilde raffinierter Synthiepopmelodien und in psychedelische Niemandsländer.

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„Kein Mensch ist eine Insel‘“ schrieb einst der englische Theologe und Dichter John Donne. Ein Gedanke, dem sich der erst 22-jährigen Debütant Chris Ward entgegen zu setzen versucht, denn seine atmosphärischen Musiklandschaften scheinen aus der Isolation einer Welt fernab jeglicher Zivilisation zu entstammen: der Londoner Multiinstrumentalist taucht ab in das undurchdringbare Dickicht der (seiner) Seelenwelt, wo wage Assoziationen und bereits vergilbte Erinnerungen über das, was vielleicht gewesen ist, dominieren.

So entsagt man der Idee einer absoluten Wahrheit und bevorzugt die sentimentale Verblendung. Es ist das Unbekannte, nicht im Sinne des Exotisch-Fremden sondern der Neuheit und Originalität, das Tropics inspiriert und vorantreibt. In „Celebrate“ geht es hinein in die Dunkelheit, wo schemenhafte, fast formlose Klangfragmente dahinschweifen – präsent und abwesend zugleich – und der subtile, gedehnte Gesang im gleichmäßigen Strom mitfließt, die jedoch stets durchbrochen wird von lichtdurchflutenden Melodien, in denen die unermessliche Vielfalt und Detailliebe des Künstlers lautmalerisch zum Tragen kommen: man meint das Schippern und Plätschern der Wellen („Figures“), die sich schäumend über den sandigen Grund wälzen, oder das Klackern und Klimpern des Regenwaldgeästs („After Visiting“) wahrzunehmen.

Das Innovative an Chris Wards Liedern ist nicht alleine an der Raffinesse seiner Synthies auszumachen, sondern liegt an seinen geerdeten Zugang zum Musikmachen selbst. Er verschreibt sich nicht mit Haut und Haar dem Digitalen sondern folgt zielstrebig einem ursprünglichen, elementaren Konzept des Komponierens. Wards Talent liegt darin aus dem reichen Repertoire an Instrumenten (elektronisch und akustisch) und abstrusen Klangfantasien zu schöpfen; großzügig doch nie verschwenderisch. Kein Ton ist zu viel. Auf einer sanften Welle gebettet, treibt man durch „Parodia Flare“ dahin ohne je die Angst zu verspüren darin unterzugehen, abzudriften und verschollen auf einer einsamen Insel zu landen. Und so mag man der Vermutung erliegen, dass Chris Ward mit seinem ambitionierten Erstlingswerk jene Musik wiederbeleben wollte, die einst den Edenbewohnern von „Telassar“ versprochen war: Lieder von paradiesischer Harmonie und Vollkommenheit.

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