»Love is the drug«, schalmeite Brian Ferry vor drei Jahrzehnten, als er auch anderen Drogen nicht abgeneigt war. Und waren es zuerst Rauschmittel, so schmiedete schlussendlich Liebe Einar Pór und Eva zusammen, Helden dieser dokumentarischen Briefgeschichte beider und selbstreflexiven Biographie ihres Herausgebers.
Dass sich der einfühlsamer Porträts wegen gerühmte isländische Schriftsteller empfänglich zeigte für die Briefe eines inhaftierten Dealers und seiner Geliebten, die mit zwei Kindern nach dem Verlust ihres toten ersten und geschiedenen zweiten Ehemanns dessen Freilassung brieflich erharrt, hängt mit seinem eigenen Suchtpotenzial zusammen. Gesegnet mit einer liebevollen Frau, Energie spendenden Kindern und literarischen Erfolgen wird Guðmundsson gleichwohl stärker der Volksdroge Alkohol anheim fallen, um sozial bestehen zu können. Wie das Paar, das aus Distanz und Gefängnissen ihm Briefe und Tagebücher zukommen lässt, damit er sie zu einer poetischen Liebesgeschichte formen möge: Effektiv glänzt diese mit einer an Wunder grenzenden Empathie voller Hingabe an die Offenbarung zweier Begehrender, inklusive seiner nüchternen Selbstbespiegelung.