Weltkrieg am Mischpult – Für ehemalige Punks, die über den Folk-Hype bei ravenden Knöpfchendrehern gelandet sind. Und noch nicht genug haben.
Gleich der erste Track „We Declare Warren Peace“ zeigt, wohin die Reise auf dem dritten Album des Kollektivs um Cherie & Nackt gehen soll: in noch ruhigere und gesetztere Gefilde als schon das Vorgängerwerk „Requim For A Missing Link“. Mit Streichern und aufwändigen Arrangements geht es auch in der ersten Albumhälfte weiter, jedoch verlieren sich Warren Suicide niemals in einer über-produzierten Poplandschaft, sondern bleiben ihren sowohl punkigen als auch raveigen Wurzeln treu.
Verschroben, kratzend und krächzend klingt „World Warren III“, das mag zu einem großen Teil auf Nackts Kosten gehen, seines Zeichen Genie und Wahnsinn in einer Person. Seine musikalische Wandelbarkeit stellte er zuletzt unter anderem bei Sasha Rings Apparat-Band-Projekt sowie bei Folk-Tränendrücker José González unter Beweis. Zurück bei seinem eigenen Projekt entwirft er mit Kollegin Cherie Großes, nur um es einige Takte weiter, sofort wieder zunichte zu machen. Die durchwegs amüsante Kabarettansätze (The Dresden Dolls, circa 2003), die simplen Punkeinwürfe (The World/Inferno Friendship Society, circa Mitte der 00er) sowie die treibenden Synthie-Elemente an den richtigen Stellen tragen den Rest zu einem äußerst wohltuendem Gesamteindruck bei. „World Warren III“ besticht auch durch die perfekte Wechselwirkung heller und dunkler Tracks.
So hinterlässt das audiovisuelle Gesamtkunstwerk ein äußerst stimmiges drittes Album. Die schräge Combo sitzt zwischen den Stühlen, jedoch ausbalanciert wie kaum jemand vor ihnen.