Boy sind zwei deutsche Mädchen, die Melancholie und Fröhlichkeit in liebenswürdigen und unbeschwerten Songwriter-Songs aneinanderdocken.
Wer hätte gedacht, dass hinter dem kessen Bandnamen Boy zwei junge Frauen stecken? Vielleicht dieselben Leute, die wissen, dass sich hinter Women vier männliche Kanadier verstecken, dass Gustav in Wirklichkeit Eva heißt oder das Mujeres vier bärtige Spanier sind, die auf Myspace ihre Musik (scherzhalber) dem dem chinesischen Pop und dem christlichen Rap zuordnen. Das geht nicht ganz zusammen, scheint aber so eine Art Wir-wollen-uns-nicht-klischeehaft-einteilen-lassen-Attitüde zu sein. Boy bilden also quasi den gegengeschlechtlichen Part zu Girls, die aus zwei Männern bestehen und mit diesem Beispiel endet hier der heitere Diskurs zum Thema Geschlechterquiz.
Das Ladies-Duo bilden Valeska Steiner aus Zürich und Sonja Glass aus Hamburg. In der Hansestadt haben sich die beiden auf einer Art Speeddating für Musiker kennengelernt und begeben sich nun wie einst Marcel Proust auf die Suche nach der verlorenen Zeit. Daneben trottet eine traurige Oboe und die walzerzupfende Akustikgitarre. Das trifft allerdings auf die Minderheit ihrer Songs zu. Keck, unbeschwert, liebenswürdig schweben üblicherweise die Upbeat-Rhythmen auf dem Synthyteppich und docken Melancholie und Fröhlichkeit aneinander. Boy vermengen einfach gestrickte Texte mit gefühlvollen Melodien. Das ist authentisch as can be, wenn zwei Durchschnittsmädels in ihren Spätzwanzigern vom Beginn eines neues Lebensabschnitts und dem erleichternden erwartungsvollen Gefühl nach einem Umzug singen. Das schafft die Chance auf Zukunft und schaut träumerisch aus dem Zugfenster. Weniger sanfte Songs stampfen in die Bass Drum, die übrigens vom Phoenix-Schlagzeuger bedient wird. Damit gelingen unüberhörbar ein paar Herztakte Fortschritt weg von mädchenhaftem Singsang. Wenn der Schellenkranz zur Hand genommen wird, klingt das ein wenig nach Wolf Gang, mit der weiblichen Sanftheit Feist oder A Fine Frezy und reiht sich auch gleich dahinter ein.