So viel Konzept – Techno aus großem Bummbumm und neurotischen Stimmfragmentschichten – funktioniert am besten ungehört und in der Originalverpackung.
Wolfgang Voigt ist der große Schnitter im deutschen Techno. Hinter seinem avantgardistischen Totentanz wächst kein Gras mehr … zunächst … dann aber schafft er laufend Platz für Pioniere, öffnet Soundwelten und finstere, unerforschte Ecken für elektronische Musik. „Dr. Voigt, I presume?“ Jetzt schon wieder. Klar, dass dabei nicht immer ein Viktoriasee, die Norwestpassage oder deutscher Minimal entdeckt werden kann. Voigt erkundet auf „Kafkatrax“ die Möglichkeiten der menschlichen Stimme als zerfetztes Fragmentgewitter. Ein Kafka-Hörbuch ist die Grundlage der Stimmzerlegungen – auf und übereinandergeschichtet bilden sie einen klaustrophobischen und verwinkelten Palast für Kunstmusik und Juristerei. Doch einige der Tracks versteigen sich im Konzeptuellen und schenken der formschönen Ausarbeitung der Idee – den konkreten Track – zu wenig Liebe*Detail. Besser funktionieren jene Kafkatrax, die von Voigt mit wenigen synthetischen Sounds unterlegt und strukturiert werden; denn der Strom aus Stimmfetzen schafft zwar unübersichtliche, dunkle Soundkorridore, aber selten Abwechslung und Lichtschimmer. Man stellt sich also die drei streng limitierten und bereits ausverkauften 12-Inches ins Regal oder in den Tresor und lädt den eigenen Wohnraum so mit enormer Gedankenenergie auf. Am besten ungehört und in der Originalverpackung.