Diese Schwedin hat sich entpuppt: von der Folk-Kirschblütendame zur wandelbaren Pop-Diva. Was ihr an USP fehlt, macht sie mit Songwriting wett.
Das größte Problem von Jennie Abrahamson ist, dass überall dort, wo sie hinsteuert bereits ein Feld beackert ist. Wenn sie Perkussion und ungewöhnliche Arrangements probiert, wenn sie ihre Stimme sirenenhaft mäandern lässt, wenn sie Popsongs schreibt, wenn sie mit elektronischen Beats hantiert. Kolleginnen wie Lykke Li, Nina Kinert und Robyn machen etwas von alldem konsequenter, wahlweise auch St. Vincent oder – stimmtechnisch – Hope Sandoval oder Kate Bush. Was dann? Jennie Abrahamsons Melodik ragt heraus, sieht mit drei Wimpern nach Fernost. Vor allem aber hat nur Jennie Abrahamson Songs wie „Hole In You“ und „Wolf Hour“ geschrieben. Und manchmal reicht das schon: überraschende Wendungen, liebevolle Details, Innehalten, Eleganz und kontrastreiche Melodien. Selbst wenn das Album etwas gleichförmig tönt und das Cover noch dazu selten hässlich geworden ist.