Diese fünf zart besaiteten Männer holen den Folk aus dem Heuschuppen, schultern die Gitarre und ziehen übers weite Feld in größere Venues.
Folk ist oft kleinkariert und vollbärtig. Er wandelt mit der Gitarre über grüne Wiesen und sitzt am Lagerfeuer. Stellt man diese Harmonie auf große Beine, kann man damit als Vorband von Two Door Cinema Club ganze Hallen begeistern und weitläufige Open-Air-Festivals bespielen. Dann hat man es mit einer Band wie Dry The River zu tun. Kammermusik wird zum Stadion-Folk. So robust und gefestigt man instrumental vorgeht, so fragil ist im Gegensatz der Gesang und die lyrische Ader der Texte. Dass die Stimme keine Eier hat, passt zum manchmal angenehm müden Schlagzeug und bildet einen Kontrast zur rockigen Seite sowie den zart eingesetzten Trompeten und Posaunen. Wie man mit charakteristischem Falsettgesang Erfolg hat, haben schon die Wild Beasts vorgezeigt. Doch Dry The River agieren trotz der Booklet-Zeichnungen von stürmischen Hengsten, Hirschbrunft und Stierkampfszenen musikalisch weniger ungestüm. Sie rocken sich in braver Manier wie auch schon Mumford & Sons oder Bon Iver in die Köpfe der Indie-Fans. Ein ehemaliger Anthropologie-Student, ein früherer Obdachloser, ein Violinist mit klassischer Ausbildung und zwei "Normalos" wohnen und musizieren zusammen unter einem Dach im Osten Londons. Dass Dry The River aus so unterschiedlichen Richtungen dort zusammenfanden und sich auf einen Musikstil einigen konnten, kann man sich gar nicht vorstellen. Das Debütalbum beweist die gelungene eigenständige Mischung und begeistert schon jetzt eine große Fanschar.