Sprudelndes Durcheinander
Oberhofer legen mit »Time Capsules II« ein Debütalbum vor, dem der jugendliche Überschwang förmlich aus den Rillen tropft.
Bereits Ende letzten Jahres hat Brad Oberhofer, der junge Mann, der dieser Band seinen Nachnamen leiht, mit der Single »Gotta Go« aufhorchen lassen. Das in authentische Nostalgie getränkte Stück wäre auch im Repertoire der ebenfalls in Brooklyn ansässigen Drums angenehm aufgefallen. Dass es der Song nun nicht auf das Debütalbum von Oberhofer geschafft hat, mag überraschen, ist aber auch schlüssig: In seiner Geradlinigkeit ist »Gotta Go« so etwas wie ein »braver« Sonderfall, während auf »Time Capsules II« ein sprudelndes Durcheinander herrscht. Sei es der ausufernde Instrumentenreigen, der Songs wie die aktuelle Single und Eröffnungsnummer »Heart« in sämtlichen Farben des Regenbogens schimmern lässt, sei es der immer wieder hingebungsvoll jodelnde, jaulende oder krächzende Gesang, sei es das Spiel mit Rhythmuswechseln, Songstrukturen und Brüchen – alles deutet darauf hin, dass hier jemand an einer kleinen Aufmerksamkeitsdefizitstörung leidet.
Von »lärmender jugendlicher Ausgelassenheit« erzählen Brad Oberhofer und seine drei Bandkollegen dann auch auf ihrer Face-book-Seite, und sie deuten an, dass dem Album der Versuch vorausgegangen ist, eine Symphonie zu schreiben. Zwei schlüssige Anhaltspunkte für die Entstehung dieses Konglomerats aus überbordendem Chamber-Pop und druckvollem Indie-Rock, dessen Eingängigkeit wie auch eine latente Ernsthaftigkeit von all der Unrast unbeeinträchtigt bleiben. Ganz im Gegenteil: »Time Capsules II« ist – unter der Ägide von Produzent Steve Lillywhite (U2, Morrissey, …) – eine mit ansteckenden Melodien und wallenden Gefühlen prall gefüllte Wundertüte geworden.