Der anfangs raffinierte Disco/Pop-Hybridsound des Vorzeige-Electro-Pop-Duos wurde ausgehöhlt, kaltgestellt und die Überreste links liegen gelassen.
Zwei Jahre nachdem mit "The Beautiful Fall" die neue Bunny Lake-Zeitrechnung begonnen hatte, erscheint nun mit "The Sound Of Sehnsucht" das vierte Album der Truppe um Suzy On The Rocks und Christian Fuchs. Der Titel ist ein Seitenhieb auf das österreichische Kulturgut schlechthin, "The Sound Of Music", wohl nach Hitler und Mozart die stärkste Verbindung mit unserem Alpenland außerhalb der Landesgrenzen. Solche Anspielungen kann man mit Blick auf Falco und dessen unvergleichliche Modernisierungen nationaler Symbolik und seinen englisch-deutschen Sprach-Mash-ups leicht gut finden, das hat Pop-Tradition.
Nach dem umjubelten 2007er Album "The Church Of Bunny Lake" kam für das Duo der Komplettumbau, samt Labelwechsel. Aus Indie wurde Major, aus Bezirksfestbühne Donauinselfest und Popfest-Prime Time. So weit, so gut. Der ohnehin Pop-affine Bunny Lake Trademark-Sound wurde radiotauglich abgerundet, behielt aber trotzdem seine Wärme und diesen speziellen Moment, den man nur selten auf einem Album findet, zu dessen Texten man tatsächlich einen Bezug hat. Für das neue Werk "The Sound Of Sehnsucht" wurde niemand geringerer als Gareth Jones, seines Zeichens Produzent bei Nick Cave, Erasure, Einstürzende Neubauten und eines halben Dutzend Depeche Mode-Platten, verpflichtet, um die neue Scheibe in Form zu bringen.
Mit dem acht-minütigen Opening-Epos "Follow The Sun" bekommt man das gewohnte Klangbild in leicht aufgepepptem Gewand serviert, der Sound hat merklich an Größe gewonnen, ob das nun Jones‘ Hand war oder die von Co-Produzent und Wiener Urgestein Christopher Just, sei dahingestellt. Wie sich aber herausstellt, ist Track Nummer eins doch eher eine der wenigen positiven Seiten des Albums.
Darauf folgen eine Reihe von Totalausfällen, an manchen Punkten zwar gerettet von eingängigen Refrainzeilen, das aber viel zu selten um das Album auf Kurs zu halten. Von den sommerlich-leichten Singalongs und raffinierten Wortspielen vergangener Tage bleibt fast nichts übrig, und so finden sich zu oft Worthülsen und leere Textzeilen auf "The Sound Of Sehnsucht". Das ließe sich ja mit den richtigen Melodien leicht aushalten. Die guten Ansätze gehen aber in der großspurigen Produktion unter. Gerade so, als hätten zwei alternde Produzenten Kylie Minogue mit dem letzten Album von Robyn verwechselt. Und wie man weiß, reichen leider manchmal zwei kleine Fahrfehler, um in der Hecke zu landen.
Der abschließende Track des Albums, das Cover des Einstürzende Neubauten Songs „Sehnsucht“, die Originalversion hat ebenfalls Gareth Jones produziert, ist wie zuletzt ihre „Ganz Wien“ Neuinterpretation ein annehmbarer Abschluss des Kapitels „The Sound Of Sehnsucht“, es soll aber ohnehin eine längere Pause am langen Weg nach oben für das Duo kommen.