Radlands

Das USA-Album der britischen Dandy-Pop-Helden tut sich mit Blues und Benzin schwerer, als man vermuten konnte. Einige fruchtbare Missverständnisse gibt es dennoch.

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Wenige Bands konnten in den letzten Jahren britischem Avant-Pop im Stil von ABC, XTC und Adam Ant so viele Melodien und Ideen einhauchen wie die Mystery Jets. Diese Zeiten sind vorerst vorbei. Denn die „USA“ haben sich im Sound der Band aus London stationiert, die Synths sind verschwunden, ebenso die Dandy-Posen, ja der Pop. 2011 mieteten sich die Mystery Jets nach dem SXSW irgendwo in Texas ein, sogen Südstaaten-Gefühle in sich auf und nahmen ein Album auf dem Vintage-Equipment der Radlands-Studios auf. Das hat zwar zu einem ähnlich klaren, butterweichen Klangbild wie auf dem Vorgänger „Serotonin“ geführt, aber erstaunlicherweise zu weniger Detailreichtum. Die Beschränkung auf weniger Ausdrucksmittel hatte nicht etwa mehr Freiheit zur Folge.

Dabei ist der Schritt der Band durchaus mutig und riskant, vor allem die Art wie neuerdings hochmelodiöse Refrains im langsamen Fluss von kratzenden Gitarren und fleischigen Orgeln versteckt werden, aber die Lockerheit, mit der die Mystery Jets auf einem bekannten (Synthpop-)Fundament Songs schrieben, ist im Südstaaten-Klima von Blues und Benzin nicht mehr so selbstverständlich. Viele Songs hätten noch zwei, drei Überarbeitungen vertragen. Sogar die Stimme wirkt stellenweise nicht mehr so elegant und eingängig – etwa wenn man das unbeholfene Gallagher-Genöle und die Powerchords im Refrain von „Lost in Austin“ hört. Und so scheint „Radlands“ ein Transformations-Album geworden zu sein, um sich anderen Einflüssen zu öffnen, um gereift zu den Popwurzeln zurückzukehren oder auch daran zu zerbrechen. „Radlands“ ist eine aufregende, aber nur halb zu Ende gedachte Idee.

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