Dem verqueren Discofranzose bereiten seine übergroßen Vorstellungen und Ideen über den blauen Gott zusehends Probleme.
Nach seinem erfolgreichsten Album, Eurovision Song Contest-Teilnahme und einer ausgedehnten Welttournee lehnte sich der verquere Discofranzose erst einmal zurück, machte das, was ihm Spaß bereitete und träumte vor sich hin. Als dann seine Träume immer wüstere Ausmaße annahmen und gespickt mit Visionen und Botschaften durch seinen Kopf flatterten, fand er den gemeinsamen Nenner all seiner Träume – die Farbe Blau.
Die gesammelten Erinnerungen und Eindrücke seiner blauen Träume verarbeitete er anschließend beim musizieren im Studio. Gemeinsam mit Ed Banger Haus- und Hofproduzent Gilles Bousquet, besser bekannt als Mr. Flash, brachten diese Sessions sein neues Album „My God Is Blue“ zutage. Zwischen Wirbelstürmen, Poseidon und seinem blauen Gott bewegt sich Tellier stets auf sehr dünnem Eis zwischen ernst zu nehmendem Popsong und überholtem 80er Sound. Wie schon bei seinen letzten Alben beschreitet er diesen schmalen Grat allerdings mit gewohnter Sicherheit, für Liebhaber genau das Richtige. „My God Is Blue“ kann als reines Konzeptalbum zwischen LSD-Rausch, Dancefloor und Gainsbourg-Referenzen verstanden werden, also nicht unbedingt etwas für jeden Tag und jede Stimmung.
Tellier verbindet seine wirren Visionen mit übergroßen Orgelsounds, 80er Hair-Metal-Zitaten und Discosounds und erweckt so den Anschein, etwas Überdimensionales zu erschaffen, bleibt dabei aber flach wie ein Rochen und kommt nicht über die zweite Dimension hinaus. Das ist auch das große Manko von „My God Is Blue“ – nie erreicht er die von ihm selbst anvisierte Größe, nie kann er das Endgültige ausformulieren. Hier wäre wohl einen Gang zurückschalten sinnvoller gewesen, als stets dem „einen“ unerreichbaren Ziel nachzulaufen.