Feiner Rückblick auf den ambitioniert funkigen Arbeitsethos britischer Musiker im Dienste des noch jungen Mediums Fernsehen.
Die emsigen Forscher, Jäger und Sampler vom Soul Jazz Label aus London haben sich für eine 2 CD-Compilation dem Wirken von britischen Fernsehmusikkomponisten zwischen 1955 und 1978 zugewandt. Wobei nicht nur deren TV-Serienscores, Soundtracks oder Showsignations, sondern auch einige Kinofilmthemen (auch US-amerikanische, in den Versionen der britischen Kollegen) und Coverversionen auf der Zusammenstellung gelandet sind. Das zugehörige 50-Seiten-Booklet, das über die Auswahlkriterien genauer Auskunft geben könnte, war bei der Promoversion nicht dabei, stilistisch klingt das aber – aus der entsprechenden zeitlichen Distanz betrachtet – trotz der über 30 verschiedenen Komponisten und Formationen, relativ geschlossen.
Die meisten der hier Versammelten waren noch von der klassischen, orchestralen Kinofilmscore-Tradition geprägt und verbinden diese mit dem gängigen Pop-Sound ihrer Zeit. Das ergibt entsprechend ausladende Arrangements zwischen Funk- und Beatmusik-Schlagzeug, mit Hammondorgeln, ausladenden Streichern, kräftigen Bläsersektionen, Wah Wah-Gitarren, Querflöten und interessanten Experimenten mit auch mal exotischeren Instrumenten.
Wirkt alles sehr locker aus dem karierten Anzugärmel geschüttelt. Je nach „Verwendungszweck“ reicht das Spektrum von perkussiv treibender Thrillermusik, zu hintergründigem, Spannung suggerierendem Suspense, oder locker upliftender Cheesiness. Gefertigt von handwerklich und kreativ mit allem, was es braucht ausgestatteten Studiomuckern und Notenfressern, die die großen Freiheiten, die das Unterlegen bewegter Bilder mit sich bringt, ausgiebig und virtuos genutzt haben, um abwechslungsreich mit Dynamik, Repetition und Stimmungen herumzuspielen.
Einige Namen wie John Barry (dessen Bondthema jeder kennt und der hier unter anderem mit dem „Persuaders – Die Zwei“-Thema vertreten ist) oder Roy Budd sind bekannter, die meisten der hier Vertretenen sind dagegen zeitlebens eher im Hintergrund geblieben. Das hier ist Musik, die eine dezidierte Funktion erfüllt hat, deren Protagonisten sich aber durchaus mit hofierten Größen in den Bereichen Jazz oder Funk messen können. Und großartiges und schon bisher ausgiebig genutztes Samplerfutter ist es auch.