To Live Alone In That Long Summer

Ein Kanadier macht die US-amerikanischste Musik, die man sich nur vorstellen kann. File under: Americana. Stilvoll ausgeführter Edelkitsch.

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Viel Folk und Country, etwas Rock und Blues, aus dem alles, was mal schwarz oder hart daran war, herausgekocht wurde. Eine geballte Ladung gediegener Melancholie, für die man schon einschlägig vorgeprägt sein muss – Die Selbstverständlichkeit mit der hier über getragen-zarter Akustikinstrumentierung die Einsamkeit, die Entfremdung des modernen (Stadt-)Lebens, stilisierte Alltagsbetrachtungen, die Sehnsucht nach echtem, ehrlichem zwischenmenschlichem Kontakt und irgendwelche abstrakt-romantisierten Fluchtpunkte in der nicht genauer definierten Ferne besungen werden, ist entwaffnend, weil es kitschig ist/wirkt, aber nicht mal ansatzweise so naiv und kitschig wie es etwa bei echten Mainstream-Country-Durchhalteparolensongs für den ganz einfachen White Trash-Alki-Mann der Fall ist.

Es wirkt so ehrlich empfunden, weil man das um so viel schlimmer machen hätte können und damit wahrscheinlich auch mehr verkaufen könnte. Die Songs sind mehr wie mit abgeklärten kleinen Seufzern unterlegte Beobachtungen und nicht wie pathetisches Wehklagen unter anschliessender Beschwörung irgendwelcher althergebrachter Werte und einer sicher kommenden, besseren Zukunft. Die folkigen Gitarren, die fast ein wenig in Jazzmanier angetippten Drums, das sanfte Slideguitarstreicheln, die wehmütigen Streicher, alles ist so perfekt, feinfühlig und feinziseliert aufeinander abgestimmt, dass es einem sogar als Zyniker ein wenig Respekt vor dem edlen Handwerk abringen sollte. Das ist keine Musik die man – vor allem als Europäer – irgendwie verstehen können muss, aber es ist durchaus vorstellbar, dass man mit Menschen, die sowas machen oder hören, unter den passenden Bedingungen ganz gut auskommen könnte. Es ist wirklich eine ganz knappe Angelegenheit. Würden dieselben Songs etwa von Lambchops Kurt Wagner gesungen oder wären die Instrumentals von The Notwist …

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