Away

Sonische Realitätsflucht mit sanft verspielter, introspektiver Elektronik und gerade der richtigen Menge Experiment als Fluchthelfern.

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Das sich der Albumtitel „Away“ unter anderem auf die Zustände des Abdriftens und der Isolation bei konzentriertem, kreativem Arbeiten bezieht und darauf, sich in etwas – speziell Musik – komplett verlieren zu können, ist ein Gedanke der einem beim Anhören des Albums auch ohne entsprechende Hinweise im Promozettel kommen kann. Dass einem diese Erläuterungen netterweise dazugeliefert werden und man sich nicht auf die Pfade der halbwegs schön zu lesenden Spekulation und (Über?)Interpretation begeben muss, um etwas zu finden, das man über ein eher sparsam mit Worten umgehendes Elektronikalbum sagen kann, ist jedenfalls guter Service.

Im weiten Feld instrumentaler, komplexerer, ein wenig fordernderer, weder tanzbodenfixierter, noch richtig hintergrundtauglicher Elektronik geht es zwar irgendwie immer ein bisschen um Realitätsflucht in kompakten Einheiten – worum auch sonst? – aber klar, das kann auch mal etwas direkter in den Vordergrund gerückt werden. Das Album präsentiert sich detailreich, sanft verspielt, introspektiv und zurückhaltend, auch wenn es auf Techno-/House-/Electro- und in milder Form auch auf IDM- und Jukesounds und -muster zurückgreift, animiert es eher dazu sich hinzulegen, als dass man dazu enthemmt herumspringen will. Unstressiger Eskapismus der einem körperlich nichts abverlangt.

Die kleinen Clicks, Cuts, Glitches und Found Sounds, die zwischen den melancholischen und poppigen, aber mit Kitsch nur geschickt spielenden, Melodien herumschwirren sind nicht Selbstzweck, sondern machen Sinn. Die aus experimenteller Musik gezogenen Lehren werden zielführend eingesetzt. Der generell schön warme, analoge Sound, das dicke runde Bassfundament und ein emanzipiertes Verständnis von Dub machen dieses Album zu einem der besseren Reisebegleiter in diese Zone irgendwo zwischen den Ohren, wo einen vielleicht das eine oder andere unkonkrete Gefühl von bittersüsser Nostalgie übermannen könnte und alles diese Super 8 Film-, Sepia- und Bernsteintönung hat.

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