Grooves für die Knochen, Mark und Bein. Viel geradliniger und trockener kann man kaum noch tanzen. Und das mit zwei Typen aus Venezuela.
Der Groove von Fur Coat läuft dahin wie Forrest Gump, immer geradeaus, kein Blick links oder rechts, so konsequent und unbeirrbar, dass es ein bisschen beunruhigt. Wenn man als Mensch Fehler in dieser perfekten Beat-Matrix sucht, wird man enttäuscht. Die Zeit wird von Fur Coat in exakte Einheiten zerschnitten. Beine, Arsch und Kopf gehorchen. Bass, Clap, Synth-Pad und zwei Samples – so einfach sind die Tracks des Duos aus Venezuela gebaut. Ein sturer Groove gibt dem Ohr kaum etwas um sich anzuhalten, wenig atmosphärische Verzerrungen, kein beigemischter White Noise, kaum Filter-Spielereien, nicht einmal schwache Hintergrundstrahlung – aber, siehe da, immer kurz bevor die Synapsen auf Wanderschaft gehen, fällt ein kleines, verspultes Etwas durch den Track. Und gibt dem Groove massive Traktion.
Die Arbeitsweise von Fur Coat kann man an einem Track wie „You And I“ gut erkennen, der ohnehin vorher schon nicht allzu opulent war. Die Single aus dem Frühjahr wurde für das Debüt ein paar Halbtöne tiefer gelegt, verlangsamt, um ein paar Elemente bereinigt und in seine kernigen Bestandteile zerlegt.
Der US-Dance-Major Crosstown Rebels liegt damit schon wieder goldrichtig. Selbst wenn einige Releases in letzter Zeit auf Nummer Sicher gingen und den weltweiten Erfolg ein bisschen unverschämt auskosteten, Fur Coat reiht sich da zwar nahtlos ein, ist aber weder vertraut noch gefällig. Trotz all der vielen, warmen Sounds klingt das Debüt eher beunruhigend und kühl, riecht nach Funk in Fabrikshallen und nächtlichen Fahrten in Autos mit viel zu harten Sitzen und viel zu viel PS. Ach, dazu kann man tanzen? Noch besser.