Dreampop mit Naturbezug tritt schlafwandelnd den Rückzug in die Romanik an, zurück zur Wildnis und zum synthetischen Goth-Folk.
Im deutschsprachigen Raum ist die Stadt Buffalo vermutlich am bekanntesten durch die Zeile „und noch 20 Minuten bis Buffalo“ aus einem Gedicht von Theodor Fontane. Das meint Wikipedia zur Heimatstadt der Cemeteries. Ein Zeitgenosse Fontanes, nämlich der amerikanische Philosoph Henry David Thoreau tat, was von Kyle J. Reigle alias Cemeteries in seinem Debütalbum vorschlägt: Wenn die Sonnenzeiten vorbei sind und/oder der Alltag zu schnelllebig wird, sollte man sich in seine Traumwelt flüchten. Oder in den Wald, in die Natur, in die Wildnis.
Was einst Thoreau predigte, gibt jetzt Kyle J. Reigle in musikalischer Form wieder. Er verließ die Industriestadt Buffalo und durchstreifte die umliegenden Wälder. Er singt dabei vom Ausbrechen und Flüchten, ist widersprüchlich mystisch und illusorisch, behauptet dabei allerdings nicht abergläubisch zu sein. Seine Songs sind getragen vom Schwermut von Mogwai oder Youth Lagoon, sind gemächlich wie die Wild Beasts und hallen wie ein perfektes Echo von The XX oder der Lana gewaltig nach. Aus dem Nebel steigt eine leichte Herbstmüdigkeit (Summer Smoke).
Wie der Wanderer über dem Nebelmeer überblickt Cemeteries die Watte-flauschige Klangauflösung und versieht sie mit Bon Iver ähnlichem Gesang. Der alte komplett verstimmte Flügel im letzten Lied verströmt mit seinen verstaubten Hämmerchen dazu besonderen Charme.