Der verlorene Sohn, der um seine verlorene Unschuld jammert und Gott nach einem Weg zurück bittet: LeBlanc macht soliden Americana, dem die eigene Handschrift fehlt.
Dylan LeBlanc klingt wie ein Alter, ist aber ganz jung: Grund dafür dürfte nicht zuletzt die Tatsache sein, dass er quasi in den berühmten Fame Studios in Muscle Shoals, Alabama, aufgewachsen ist, in dem sein Vater jahrelang Studiomusiker war und wo schon Aretha Franklin oder The Rolling Stones aufgenommen haben. Die erste Gitarre bekam LeBlanc mit elf; mit 15 konzentrierte er sich aufs Songwriting und reiste durch die Gegend, um Gigs vor einer Handvoll Leute aufzureißen. Für sein Debüt „Paupers Field“ konnte der junge Sänger und Gitarrist aus Louisiana sogar Emmylou Harris, die Grande Dame des Countryrock, als Gastsängerin gewinnen. Der britische Guardian ernannte ihn daraufhin kurzerhand zum „neuen Neil Young“.
Das Nachfolgewerk des 22-Jährigen ist von Streichern und Pedal Steel durchweht, wohlig-warmer Sound schiebt sich um jaulende Gitarren und melancholische Pianos. Mit seinen Liedern von Liebe und verlorener Unschuld, die vor Melancholie nur so triefen, bemüht er allerdings ein wenig zu sehr das Klischee des verletzten jungen Künstlers. Außerdem fehlt LeBlanc noch das entscheidende Kriterium zum Americana-Helden: eine Spur weniger Austauschbarkeit.