DD kombinieren die Ideenapokalypse von Of Montreal mit den aufgekratzten 80ern von Twin Shadow. Könnte nach dem zweiten Album anstrengend werden. Inzwischen noch: anstrengend geil.
Die Eltern von Darwin Deez haben sicher viel Miami Vice gesehen. Und Darwin Deez hat in seinen Jugendjahren sicher nächtelang Wiederholungen davon geschaut. Wie sonst sollten sich die typischen Sounds der Serie so tief in die DNA von Darwin Deez – gleichzeitig Name der Band – eingebrannt haben. Damit kein falscher Eindruck aufkommt, Miami Vice ist nicht alles. Dazu kommen ein unruhiges Herz, quietschende Drums, Krach und ein schwer zu übersehender Charakterkopf. Am Cover seines zweiten Albums führt sich Darwin Deez vor, er ist schuldig, schuldig, dass er verdammt dünn ist, dass er seine Locken mit einem Stirnband zusammenhält und Musik mit seltsamen Vorzeichen macht.
Die Songs legen oft ein enorm hohes Tempo vor, Weirdo-Kollege Dan Deacon (eine Supergroup der beiden könnte DDDD heißen) hätte seine Freude daran. Darwin Deez halten bei aller Nervosität aber einige ergreifende Melodien im Kern zusammen. „No Love“ zeigt wie die Band das Glatte mit dem Schrägen kombiniert – da fährt eine trockene Gitarre immer wieder in den dunkelblauen Grund –, wie man auch mal alle Spuren für den Groove von kaltem Schweiß, Koks und Neon ausräumen kann. Der Vorbote „Free (The Editorial Me)“ könnte irgendwie sogar Grunge sein, wenn die Stimme nicht so weit in den Vordergrund gemixt wäre. Dabei gibt sich die Band alle Mühe nicht zu ernst genommen zu werden. Überhitzte Gitarrensoli, Falsettexpeditionen, Hall and Oates-Gedächtnissynths können aber nicht verbergen, dass hier jemand ironisch zwinkert, während er ein paar beeindruckende Songs ineinander klappt.
Das schrammelige „Redshift“ ist gespickt mit Percussions, mit kleinen Verzögerungen und Beschleunigungen. Der Refrain würde bei Poppunkbands schnell nach epischen Titelsongs für Samstagnachmittagsjugendserien klingen. Darwin Deez steht zu seinen Unzulänglichkeiten. Und so ist das öfters quer über das Album: nach außen hin lacht man über den traurigen Clown, und hinterher hat man feuchte Augen.Songs For Imaginative People by Darwin Deez