Von den Fundstücken aus Papas Plattenkiste haben sie den Staub weggepustet und daraus frische, dringliche Songs mit Country-Einschlag gemacht. Die meisten davon taugen sogar etwas.
Für Synästhesisten haben Zahlen Farben. Die Retro-Rocker Night Moves sehen Farben, wo Gefühle sind. Das blasse Rot auf dem Cover des Debütalbums „Colored Emotions“ ist eigentlich eine gute Schattierung, wenn es darum geht, die Stimmung des Silberlings zum Ausdruck zu bringen: ein bisschen diesig, ein bisschen 70er-Jahre-Patina-verwaschen. Aber immer wieder schwelt etwas durch. Etwas Warmes, etwas Gutes. Zum Beispiel wenn entspanntes Americana-Gitarrengezupfe im Opener weite Ebenen und staubige Straßen vor dem inneren Auge entstehen lässt.
Eine knappe halbe Stunde Spielzeit verhindert nicht, dass sich auch ein paar Lückenfüller auf das Album geschummelt haben. Trotzdem kann man sich schnell auf das Vierer-Gespann aus Minneapolis einigen: Ihre Verquickung von träumerischem Pop mit Folk geht nicht nur durch das Debütalbum, sondern auch durch Mark und Bein. 2009 gründeten John Pelant, Micky Alfano und Mark Ritsema die Band. Erst nach dem Einstieg von Schlagzeuger Jared Isabella Anfang letzten Jahres war die Band vollständig und wurde schnell von Domino Records entdeckt. Für das Label selbst sind Night Moves „die Hoffnung für den psychedelischen Hängematten-Frühsommer“. Einen Sommer voller blassroter Gefühle.