Wenn House ein Haus ist, ist Drei Farben House das Zimmer im Keller, aus dem dicke Rauchschwaden kommen und ein rauschender Groove im Dauerloop läuft.
Die Musik von Drei Farben House ist dafür gemacht in einem DJ-Mix aufzugehen. Im Zeitalter von Disclosure, Avicii und EDM ist das ja nicht mehr selbstverständlich. Dancetrack-Exilanten sind in den Popcharts Dauergäste, sie sind vollgepumpt mit Dynamik, dauern oft unter vier Minuten. Die Musik von Michael Siegle – Drei Farben House – wirkt wie eine Gegenwelt dazu, endlos, ohne Anfang und Ende. Der Groove steht. Der Groove fließt. Der Groove rollt. Das ist ein bisschen selten geworden. Einzelne Vocal-Samples fallen manchmal in den Mix, blenden sich ein und aus, hin und wieder bricht ein kurzes Drumfill den Strom aus wabernden Orgeln auf, aus slicken Gitarren und sanft pumpenden Bässen – sonst aber kommt „Choice Item“ fast ohne Brüche aus. Drei Farben House kultiviert trockenen Funk, setzt ein paar kurze Samples von A Tribe Called Quest dazwischen oder eine samtene Stimme wie von Erlend Oye, aber vor allem pflanzt er einen eleganten Dauerimpuls, der Füße und den Kopf in Bewegung setzt. So hebelt man House nicht in den Grundfesten aus, aber hält ihn dauerhaft interessant.