Im ambivalentesten Sinn des Wortes „interessante“ bildungsbürgerlich überfrachtete, kühl-verkopfte Techno-, Elektro- und Ambientvariationen.
2012 gehörte Laurel Halo mit ihrem Debütalbum „Quarantine“ zu den Kritikerlieblingen. Das ihre nicht unbedingt an konventionellen Hörgewohnheiten orientierte Musik durch Einsatz ihrer Stimme zugänglicher wurde hat dabei wohl eine Rolle gespielt, denn die Kombination aus brauchbarem Gesang und dem Willen technologiebasierte Klangmanipulationsmöglichkeiten auch weit jenseits eines pragmatischen Zugangs auszureizen ist keine der man jetzt so häufig begegnen würde. Da ist dann ein kleiner Hype in einschlägigen Kreisen verständlich und auch nicht unangebracht.
Ob Kalkül dahinter steckte beim Debüt der potentiellen Kundschaft durch das menschliche Element Stimme den Zugang zu ihrem gar nicht so unkomplizierten Klanguniversum zu erleichtern weiss nur Halo selbst, auf „Chance Of Rain“ bleibt sie jedenfalls konsequent stumm und lässt die Maschinen sprechen. Das eine Künstlerin sich einfach eines ihrer zuvor benutzten „Instrumente“ nicht bedient, noch dazu wenn es eines ist das ihr als Person direkter Aufmerksamkeit zuteil werden ließe als etwa ihre Skills am Rechner, ist an sich schon ein starkes Statement. Ob die Reaktionen so überschwänglich ausfallen werden wie beim letzten Album darf aber bezweifelt werden. Die Stücke sind sperriger als auf dem Debüt und ohne Erdung und Deckung durch die Stimme fällt auch stärker auf wie bemüht und kopflastig diese Musik ist. Ein ständiges und durchaus geschickt ausgeführtes Schichten, Türmen und Verschränken von vielen kleinen Details die miteinander – irgendwo zwischen Tanz und stilisiertem Kampf – im Clinch liegen. Aber ohne große Leidenschaft, mehr wie bei einer diszipliniert geführten akademischen Diskussion über ein Nischenthema ohne große praktische Relevanz. Etwa ob es wirklich eine starke künstlerische Aussage ist Eingängigkeit bewusst der Komplexität oder Originalität zu opfern. Das Technouniversum liefert hier die Grundbausteine, so wie Halo sie bearbeitet und zusammensetzt kommt aber Musik dabei heraus die sich bei ihren Bemühungen die Untiefen der auf Effizienz ausgerichteten Konventionen zu umschiffen einfach eine Spur zu wichtig nimmt.