Best of Both Worlds: I Break Horses haben sich dazu entschieden, ihren elektronischen Shoegaze doch irgendwann mal im Radio hören zu wollen.
Als My Bloody Valentine im Februar aus heiterem Himmel ihr Comeback-Album »mbv« veröffentlichten, waren die Magazine und Blogs voll mit Shoegaze-Geschichten. Dass I Break Horses bei ihrem großartigen 2011er-Debüt »Hearts« schon lieber auf Synthesizer gestarrt haben als auf Gitarreneffektgeräte, war da schon wieder vergessen. Sie heben das Genre aus seinem noch seichten Grab und geben ihm dabei noch einen frischen Dream-Pop-Anstrich.Treffender hätten sie den Albumtitel jedenfalls nicht wählen können: »Chiaroscuro« steht in der Kunst für den starken Kontrast zwischen hell und dunkel.
Die Schweden balancieren also irgendwo an der Kante zwischen Pop und Shoegaze. Aber anders als den zuckersüßen Pains Of Being Pure At Heart geht es ihnen mehr darum, mit viel Hall eine eisige Atmosphäre zu schaffen, als Hits zu produzieren. Sie halten sich lieber in düsteren Gefilden auf und lassen erst in den starken Refrains ihre Pop-Affinität durchblitzen. An diesen Momenten kann man sich festhalten, wenn die Strophen mit ihren flächigen Gebilden zu redundant werden.
In »Denial« hört man den Versuch, etwas Radiotaugliches zu machen am ehesten raus. Klare Songstruktur, 80er-Jahre-Synths und ein Beinahe-Mitsing-Refrain.»Faith« ist da schon typischer für das Album. Das Video dazu könnte auch eine Werbung für Parfum sein. Eine Collage aus hippen Menschen in Swimming-Pools, auf Dächern, in Rauchschwaden und überall, wo Schwarzweiß cool aussieht. Zwischen drinnen streicht sich Maria Lindén, die lässig von der Kamera wegsieht, die Haare hinters Ohr. Sie singt stoisch über wabernde Shoegaze-Schichten, die mit Sägezahn-Synthies in Form geschnitten werden. Für massentaugliches Radio ist dieser schöne Tumblr-Chic zu gut, heute und früher auch schon. Kann man sich von My Bloody Valentine bestätigen lassen.