Vergangenen Freitag wurde jemand in Wien bestohlen. Offenbar herrscht aber gewaltige Verwirrung darüber, wer das war, wo das war und wie die ganze Sache abgelaufen ist. Eine kleine Spurensuche.
"Club-Gast (18) bestiehlt Sängerin während Auftritt!" – so titelte die Heute über einen Vorfall, der sich laut der Tageszeitung in der Grellen Forelle abgespielt haben soll. Ein Facebook-Post des Clubs selbst widerlegt diese Meldung. Weder habe Alison Lewis in der Grellen Forelle gespielt, noch sei es dort zu einem Diebstahl gekommen. "Who the f**** is Alison Lewis?", fragen die Betreiber der Grellen Forelle in ihrem Post. Nicht nur die offensichtliche Falschmeldung, auch die für den Bericht unnötige Anmerkung, dass der Täter Algerier gewesen sein soll, sorgte in den Kommentaren für Kritik.
Dort melden sich auch Facebook-Nutzer, die Alison Lewis‘ Auftritt nicht in der Grellen Forelle, aber im nahe gelegenen Werk gesehen haben wollen. Alison Lewis, die auf dem Bild in der Heute-Meldung zu sehen ist, gab laut ihrer Facebook-Seite im September nur zwei Konzerte in ihrer Heimatstadt River Rouge in Michigan.
Das mag daran liegen, das nicht die Alison Lewis, die in der Meldung der Heute abgebildet ist, im Werk gespielt hat. Nicht Alison Lewis aus Michigan, sondern Alison Lewis alias Zoe Zanias aus Australien gab am Freitag ein Konzert im Werk. Sie selbst meldet sich wiederum auf ihrer Facebook-Seite zu Wort. Darin sagt sie auch, dass sie kein australisches Geld in ihrer Geldbörse hatte, die ihr zusammen mit ihrem Handy gestohlen wurde. Sie fügt außerdem hinzu: "A stranger found my card and ID on the ground and kindly messaged me on facebook to let me know she’d turned them into the police. So overall… very little harm done."
Stefan Stürzer, Direktor des Werks, bestätigt uns am Telefon, dass ein Mann in der Nacht von vergangenem Freitag auf Samstag bei ihm mit australischen Dollar zahlen wollte. Stürzer rief die Polizei und der Mann wurde festgenommen. Er gab an, das Geld von Freunden zu haben und auch das gestohlene Smartphone der Musikerin wurde bei ihm nicht gefunden. Am Freitag wird Stürzer bei der Polizei eine Aussage machen und weiters versuchen, den Vorfall mit Maschinenraum – dem Veranstalter, der Zanias engagierte – zu klären. Mit der Zeitung Heute hatte Stürzer bis dato keinen Kontakt.
Zusammengefasst verbindet die Meldung der Heute ein veraltetes Bild der falschen Sängerin mit dem falschen Clubnamen und einer unnötigen Herkunftsangabe des vermeintlichen Täters, die nicht einmal im offiziellen Polizeibericht auftaucht. Drei Fehler, die zusammen eine einfache Falschmeldung zum journalistischen Totalausfall machen.