Die britische Sängerin Amy Winehouse wurde in ihrer Wohnung in London tot aufgefunden.
Die britische Sängern brachte 2006 Soul wieder ganz groß raus. Ihr Album "Back To Black" stand in vielen Charts teilweise über ein Jahr lang in den oberen Regionen, in Deutschland etwa wurde das Album 119 Wochen lang in den offiziellen Charts gelistet. Amy Winehouse war einer der wenigen Superstars, die die Musik in den gebeutelten Nuller Jahren hervorbringen konnte. Und sie war das so sehr, dass eine Zeit lang jeder neue Ausrutscher, jeder Exzess von den britischen Tabloid-Medien aufs Neue ausgeschlachtet wurde.
Artists wie Duffy, Cee-Lo Green, John Legend und Raphael Saadiq hatten schon vor Amy Winehouse mit einer Wiederbelegung von Soul experimentiert, eine lange Reihe von anderen Sängern und Videospielen popularisierte dann dieses Genre, rasten damit aber auch häufig in die Beliebigkeit. Aber auch britischer Pop wurde seit dem Erfolg von Amy Winehouse eher zu einem weiblichen Solo-Modell. Sängerinnen wie Kate Nash, Lilly Allen, Florence And The Machine, Little Boots, La Roux, Paloma Faith, Jessie J demonstrieren das.
"Back To Black" wurde dabei von Mark Ronson produziert und war auch der Startpunkt dessen Karriere, unter anderem mit dem großen Song "Valerie", der ursprünglich von den Zutons stammte.
Ein Grund für den Erfolg von "Back To Black" dürfte wohl auch die Audio-Technologie dieser Jahre gewesen sein, u.a. stark komprimierte MP3s und Laptopboxen, die Bässe eher schlecht abbilden konnte und damit für den mittigen Sound von frühem Soul eher geeigenet war. Einen ähnlichen Einfluss auf Hörgewohnheiten hatte die Qualität von Musikmedien etwa auch als Motown-Songs für den Klang von Transistorradios produziert wurden, im Loudness War oder beim Siegeszug der DJ-Kultur nach der Erfindung von Crossfadern und Slipmats. Medienkomposition beschäftigen sich quasi ganz allgemein mit diesem Phänomen.
Nun wurde Amy Winehouse im magischen Alter von 27 Jahren in einer Wohnung in London tot aufgefunden. Musiker wie Jim Morrison, Kurt Cobain, Jimi Hendrix oder Janis Joplin fanden ebenfalls in diesem Alter ihren Tod.
Noch vor einem Monat gab sie ein Konzert in Belgrad und war kaum in der Lage eine halbwegs brauchbare Performance abzuliefern, weil sie offenbar viel zu betrunken war. Dabei war der Beginn ihrer Karriere der Überhit "Rehab", in dem sie sich mit einem lauten "no, no, no" weigerte sich therapieren zu lassen. Zyniker vermuteten deshalb, dass Winehouse oder auch der sich ebenfalls häufig auf Drogentour befindende Pete Doherty ein weiteres Opfer des Rock’n’Roll-Mythos‘ werden dürften. Die Meldung über den Tod der Sängerin kommt nun allerdings doch überraschend, weil zwar psychische Grenzsituationen auch in den letzten Jahren immer noch zu Superstardom gehörten (u.a. Britney Spears, siehe dazu die großartige South Park-Folge über Ausbeutungsmachanismen und Opfermythen), aber seit Kurt Cobain zumindest keine Toten im großen Pop mehr zu beklagen waren.
Auch ihr Auftritt dieses Wochenende in Wiesen wurde in der Folge des katastrophalen Belgrad-Gigs kurz darauf abgesagt.
Kurz nach der Nachricht trafen immer mehr Trauermeldungen und Nachrufe ein. Aber auch ein bizarres Aufrechnen der Toten des Anschlags in Oslo mit dem Tod eines Popstars begann. Einen tieferen Einblick in die psychische Verfassung Winehouse‘ gab etwa das Hamburger Abendblatt. Robert Rotifer fokussiert in seinem Beitrag für FM4 auf der (u.a. britischen) Medienheuchelei. Die FAZ beklagt keine Lieder vom Rand der Nacht mehr von ihr hören zu können, während die Bild in gewohnter Klasse wild über mögliche Todesursachen spekuliert und Indizien tendenziös anhäuft. MTV US hat unterdessen einige Reaktionen von Musikerkollegen zusammengetragen.
(Dieser Artikel wird laufend durch neue Meldungen erweitert.)