Wenn sich zwei erwachsene Männer wegen Bilderbuch streiten.
Hubert von Goisern ist sauer: Denn Der-Standard-Musikredakteur und allseits beliebte Durchkoppler („Fetzi-Fetzen“, „Turnschuh-Soul“) Christian Schachinger hat wieder zugeschlagen. Nein, nicht von Goiserns Werk selbst steht im Fokus der Kritik eines der letzten bezahlten Musikjournalisten Österreichs, sondern Bilderbuchs „Magic Life“. Denn selbst am Valentinstag trägt Schachinger keine Liebe für die Bibu-Boys in sich, sondern vernichtet deren neues Album in gewohnter Manier. Titel der Rezension: Zwischen Plemplem und Ballaballa.
So weit, so absolut nicht überraschend. Doch offensichtlich war das die letzte Giftspritze, die Hubert von Goisern noch gebraucht hat: Dem guten Mann ist nun das Geimpfte aufgegangen, wie schon einigen Leuten vor ihm. In einem offenen Brief, den „als Leserbrief zu veröffentlichen […] es der Redaktion an Mut und Sportsgeist [fehlte]“, so Hubert von Goisern gleich zu Beginn, geigt er Schachinger mit Hilfe des Du-Wortes als Mittel der Geringschätzung (ist jetzt unsere bitterböse Interpretation; wahrscheinlicher ist, dass die beiden einander einfach kennen) – oberlehrerhaft und etwas kindisch zu gleich – die Meinung und legt ihm zuletzt nahe, lieber eine Karriere als Romancier anzustreben.
Auch wenn Hubert von Goiserns Vergleich „Du bedienst damit deine Klientel nicht weniger als ein H.C. oder ein Gabalier die ihren“ etwas daneben ist, spricht er mit dem Brief natürlich sehr vielen Menschen aus der Seele, denen Schachingers bedingungslose Liebe zum Austeilen, quasi das Gegenteil von journalistischer Gefallsucht, immer schon ein Dorn im Auge war. Darum geht es Hubert von Goisern auch, denn mit der Bilderbuch-Rezension, die sicherlich nicht zum „Gemeinsten“ gehört, was Schachinger je zu Papier gebracht hat, hat Hubert von Goiserns Kritik ja tatsächlich nur am Rande zu tun. Eher geht es ihm um eine kontinuierliche Geringschätzung von Musik und Arroganz gegenüber Musikschaffenden, die er in Schachingers (Lebens-)Werk zu beobachten scheint.
Ob Christian Schachinger antwortet, oder ob ihm der „Goisern-Grant“ (ja, wir können das auch) eher herzlich wurscht ist, wird sich zeigen. Fest steht jedenfalls, dass Musikjournalismus manchen Menschen eben doch noch etwas bedeutet.
Wer hätte das gedacht.
Hier geht es zur Bilderbuch-Rezension von Christian Schachinger.