»Magic Life« ist Bilderbuchs »Junge Römer« – Rezension mit allen Lyrics

Die Bibu-Boys sind wieder in der Stadt. Kaum einer hat das wohl noch nicht mitbekommen. Und kaum einer hätte darauf gewettet, dass »Magic Life« mit »Schick Schock« mithalten kann. Es kann, wenn man will.

Bilderbuch © Elizaveta Porodina
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© Elizaveta Porodina

Was tun, wenn der Hype da ist und alle auf einen furiosen Nachfolger des Super-Albums warten? Das fragte sich Falco 1983 und Bilderbuch 2016. Beide entschieden sich dafür, nicht alles wieder gleich zu machen, obwohl es einmal gut funktioniert hat. Falcos »Junge Römer« wurde damals lange nicht so gefeiert wie »Einzelhaft«, weil es in mehr Richtungen experimentiert hat. Und wer ausprobiert, macht auch so manches falsch.

Auch »Magic Life« probiert viel aus und macht mal was falsch. Wie bei »Superfunkypartytime«: Keine schlechte Songidee, die etwas indifferent knapp drei Minuten füllt und sich noch nicht auf ein Album hätte einschleichen sollen. Spätestens hier merkt man, dass »Magic Life« kein so in sich konsistentes Bilderbuch-Bild präsentiert wie »Schick Schock«.

Bilderbuch © Elizaveta Porodina

Tomorrow’s Pop

Trotzdem wird es wohl eins der einflussreichsten Alben 2017 sein. Experimentierfreudiger denn je holen Bilderbuch in alle Richtungen aus: »Sweet Love« mit Zitat aus Frank Oceans »Forrest Gump«. Gewollt schiefer Gesang wie bei »All Of The Lights«-Kanye auf »Sneakers4free«. »Babylon«, ein »Tanz den Jesus Christus« mit Trap-Snare. Orgelpunkt auf »I <3 Stress«. »Bungalow«, ein progressiver Popsong, der viele Menschen glücklich machen und Bilderbuch-Neulingen ein Soft Entry in deren Soundwelt sein wird. Am ehesten zeigt sich das neue Selbstbild wohl in der sehnsüchtigen swaggy Lieblichkeit von »Sprit n’ Soda« oder »Investment 7«. »Magic Life« ist mit Sicherheit der »Tomorrow’s Pop«, den Bilderbuch angekündigt haben. Ein neuer Maßstab in seiner vorwärtsschauenden Rückwärtsgerichtetheit.

Darüber steht ein Mizzy in Bestform, der dem Album an den richtigen Stellen ein Yeah verleiht. Zum Beispiel beim wunderbaren »Baba«-Lead, für das man automatisch Liebe empfindet, wie damals bei »OM«. Eine kongeniale Gitarre zum Groove der Narrativs von Maurice macht immer noch Bilderbuchs Sexiness aus. Bleiben dürfen auch die Buffalo Boots.

Sweet Love im iPhone

Dazu kommen noch zeitgeistigere Lyrics. Man muss nicht alle Instagram-Storys gesehen haben, in denen sich Bilderbuch als Touris in den USA inszenieren, um zu wissen, dass ihre Social-Media-Credibility recht hoch ist. So spielt Maurice nur zu gerne mit der Sweet Love am iPhone. Baby soll bitte nicht auf privat schalten (»Investment 7«), er selbst addet, wen er kennt (»Babylon«). Und irgendwer ist heiß auf Instagram, in echt aber ein feiger Scheißkerl (»I <3 Stress«). »Magic Life« – das Album, das sassy Digital Natives bald hören wollen. Sie wissen nur noch nichts davon.

Bilderbuch »Magic Life« © Maschin Records

»Magic Life« von Bilderbuch erscheint am 17. Februar 2017 bei Maschin Records. Im Rahmen der Tour zum Album ist die Band an folgenden Terminen in Österreich zu sehen: 5. und 6. Mai, Graz, Kasematten — 17. und 18. Mai, Wien, Arena Open Air — 26. August, Linz, Tabakfabrik.

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