Abmarsch in den Synth-Olymp

Der Turmbau zu Babel in Elektromanier. Hubert Mauracher und Sonia Sawoff betonieren sich mit viel Druck zu Icona Pop in die Synthgalaxie.

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Mit Synthpop lag man in den letzten Jahren selten falsch. Und Hubert Mauracher hatte ja schon etliche Entwicklungen hinter sich gebracht, ehe er vor zwei Jahren mit "Super Seven" überzeugend landete. Den Tiroler kann man von Anbeginn seiner Diskografie als FM- beständigsten Liebling bezeichnen. Anfangs bespielte dieser mit Latin und Elektro-Jazz die funkige Spannweite des Groove und feuerte Songs ab wie Werbejingles. Zwei davon waren dann tatsächlich in Spots für Schokobananen zu hören. Nach einer gitarrenlastigen Grunge und Alternative-Rock Platte macht Mauracher etwas sehr "Unösterreichisches". Er kehrt der Band-Formation den Rücken zu und spielt mit dem Side-Projekt "Ping Ping" den Sound von Lykki Li, M83 und La Roux nach. Der Song "Skin" klingt wie schon immer da gewesen, erinnert im Refrain irgendwie an Darbo-Fruchtikuss. Mauracher erfand damit kein Genre neu, frischer und luftiger klang er dabei trotzdem.

Disco-Dirigent

Mauracher wurde ein fähiger Disco-Dirigent und machte sich auf die Suche nach einer neuen Stimme, um sie in Harmonie-Wolken aufzulösen. Er fand sie in Sonia Sawoff, einem Drittel der Grazer Schwestern Band Sawoff Shotgun und ließ sie all diese perfekt geschnitzten Popsongs singen. "Outer space Dancer", die Nena- Hymne, "Coma", den Post-Dubstep oder "You, den benommenen Piano-Leierkasten. "Super Seven" bespielte die zarte Grauzone zwischen Shoegaze und Elektro-Pop, klang mit seiner Experimentierfreudigkeit weder zu kitschig noch zu aufdringlich.

Robo-Galaxie

"Let´s Communicate" kommt mit Sci-Fi-Cover daher und lagert dann tatsächlich sehr nahe am Elektro-Clash Horizont: Da wobbeln die Bässe, da schlängeln sich die Sounds mit mehr Druck nach vorne, da beschallen Becken die großen Refrains, die mit Licht-Shows sicher eindrucksvoll funktionieren. Da wird aber vor allem eines verschlissen: Raum für Sawoffs einst so eindrucksvoll eingesetzet Stimme. Stattdessen wird gesungen wie bei Bonaparte: im Dialog mit der 4/4 Snare und sich brav an das Laut-Leise Schema haltend. Leiernd, Steril, wie ein Marsch von Sowjet-Soldaten. Das Album pflastert Effekte und Eindrücke in die Höhe wie beim Turmbau zu Babel. So hoch bis man zu übermütig ist, die Aussicht zu genießen. Heruntersegeln wäre schön gewesen. Im Hinterhof knutschen anstatt sich in der Disco anschreien. Mauracher kommunizieren lieber mit den Füßen. Die antworten halt selten.

"Let’s Communicate" von Mauracher erscheint am 28. März via hooray!! music.

Die Autorin auf Twitter: @franziska_tsch

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