Mit dem Nada Surf Zitat “Do it again” als Bitte sind wir letztes Jahr traurig abgezogen. Zum Glück wurde der Wunsch erhört. Das Acoustic Lakeside Festival ging in die 6. Runde und wir tourten erneut mit dem Volksbank Festivalbus vollgetankt von The Gap ins südliche Bundesland.
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Eddi Argos, Mastermind von Art Brut und mittlerweile ein Acoustic Lakeside Urgestein will es auch nicht. In seinem Song „Lost Weekend“ spricht er aus, was wie eine Riesensprechblase über den Köpfen vor der Bühne schwebt. "I didn´t want the weekend to be over." Es war brilliant! tragic! könnte man sagen, um den Titel des so eben erschienenen Art Brut Albums zu zitieren und diese Zweischneidigkeit noch zu verdeutlichen. So mancher Zeltjünger wird sich nämlich dann doch schon auf die trockene Nacht nach dem Festival gefreut haben. Aber fangen wir doch von vorne an.
Die ersten Gäste bezogen ab Donnerstagmittag die beiden Zeltplätze. Schon in der zweiten Hälfte des Nachmittags drohten dunkle Wolken Regen an. Kurz vor 19 Uhr riß der trübe Himmel dann fast pünktlich zur Eröffnung des Festivals die Schleusen auf. Ganz und gar nicht getrübt war die Stimmung und es machte sich bezahlt, denn am nächsten Morgen folgte die Belohnung in Form von Sonnenschein und läutete ein buntes Getümmel im und um den Sonnegger Sees ein. Dazwischen fanden sich wunderbar melodisch Guerilla-artig die Bands zur Acoustic Session.
Längere Darbietungen fanden am Nachmittag auch schon auf der Bühne statt. Behutsame Musik von Likewise, ClickClickDecker und Diver (laut Likewise-David Ridra Meister der einfachen Töne) sind sowas von Strohballen-als-Couch-im-Sonnenschein-kompatibel und Effi macht uns sowieso alle happy. Es folgten die ClickClickDecker und ein Trouble over Tokyo, der wie ein Hurrikan (relativ unakustisch leider) über den Sonnegger See fetzte.
Regen und Sonne wechselten wie im unentschlossenen April, was bleibt ist ein Acoustic Lakeside sinnbildlicher Regenbogen. Kitschig schön spannt er sich über die entspannte und private Atmosphäre ist es, die es von allen anderen Musikfesten abhebt. Zusätzlich ist das besondere ja – wie der Name schon andeutet – dass das Festival stromsparend unterwegs: Die Bands (zumindest der Großteil) spielen ihre Sets unplugged, was einmal mehr die gemütliche und familiäre Stimmung bewirkt. Die musikalischen Acts kommen vorwiegend aus der Indie- und Subpopszene und die Bandauswahl stand der im Vorjahr um nichts nach. Nachdem The Subways ihr Erscheinen krankheitsbedingt absagen mussten, trat hochkarätiger Ersatz kurzfristig an ihre Stelle. Gleich zwei Acts klatschen die Veranstalter eine Woche vor dem Festival als neue Headliner ins Lineup.
Zum einen packt Tomte-Sänger Thees Uhlmann kurzerhand seine Band und das neue Soloalbum in seinen Koffer. Er brachte die Mädels zum Kreischen und die Jungs dazu, ihre T-Shirts im regnerischen Nachthimmel zu schwingen. Zudem (und aller Euphorie) erklärte sich Eddie Argos, den man ja bereits zum Inventar dieser Veranstaltung zählen dürfte (im Vorjahr war er mit "Everbody Was In The French Resistance Now" vor Ort), bereit mit Art Brut ebenso kurzfristig einzuspringen. Ein Lakeside ohne Eddie ist wie Weihnachten ohne Christbaum. Nachdem sie es 2009 nicht auf die Bühne sondern aufgrund heftiger Regenfälle "nur" auf die geschützte Theke schaffte, freute sich Eddie umso mehr dieses Jahr endlich die Mainstage einweihen zu dürfen.
"I love the Acoustic Lakeside", steht am Tag nach dem Festival bereits schon als erster Satz in seinem Blog zu lesen. Das Acoustic Festival hält er für den besten Platz weltweit um sich betrunken zu amüsieren. Das dürfte wohl auch mit dem Trinkspiel “Buffalo” zusammenhängen, das unweigerlich mit dem Fest verbunden ist. Dass es unter den Kärntnern weit verbreitet ist, wurde so manchem auswertigen Gast/Artist schon zur Crux. Richtige Fans des Festivals erkennt man also daran, dass sie ihr Getränk in der linken Hand halten. Eddie Argos vermutet deshalb, dass es bei seinem 4. Besuch zum Lakeside Buffalo umgenannt wird.
Ganz so verwunderlich ist es nicht, dass sich so schnell neue Musiker als Ersatz für The Subways fanden. Die einzigartige Wohnzimmeratmosphäre bleibt allen in guter Erinnerung, die Bands lieben die Andersartigkeit durch den akustischen Auftritt und stehen abseits der Bühne in der FM4 Sandkiste zum Beach Soccern bereit. Neben Konzerten und Fußball erfreute man sich an Side-Events, wie den Lesungen am See. Aus den Publikumsvorschlägen im Facebook-Voting wurde dieses Jahr Clemens Haipl erwählt. Er las aus seinem aktuellen Bestseller „Sind wir bald da?“.
Erstmals gab es heuer außerdem die Möglichkeit am Brunch am Seeufer. Den Samstag eröffnete die Festivaleigene Band Sauer, gefolgt von einer Party bis zum Untergang von Kommando Elefant und Wienerischem mit Death Cab for Cutie Anleihen (Love&Fist). Tobias Kuhn, der am Vorabend noch Thees Uhlmann gitarrentechnisch unterstützte, stand auch samstags wieder auf der Bühne. Seine Band Monta wärmt die Festivalmeute mit sonnigen Tönen und die Stage für Clara Lucia.
Was dann kommt ist ebenso herzzerreißend: Pete&The Pirates machten es sich für ein fantastisches Acoustic Set zu dritt auf der Bühne gemütlich. Für Drummer Jonny schaffte man sogar einen Fauteuil on Stage und für den Headliner IAMX jede Menge Kerzenschein. Bei soviel Romantik, Regenbogen, Teelichtern, Seifenblasen und Gefühlsechtheit ist es schon beinahe überflüssig den Slogan des Festivals – Fall in Love with the Lakeside! – zu erwähnen! Ein Geheimtipp ist das charmante Kärntner Indie-Treffen schon längst nicht mehr. Das Nada Surf Zitat ist auch heuer wieder angebracht. Do it again! Wir warten auf ein Acoustic Buffalo Lakeside im 7. Jahr.