»Sexbesessen und ein intellektueller Haubenkoch« – Amen Dunes im Interview

Am Mittwoch gastiert Damon McMahon aka Amen Dunes im Wiener Wuk. Wir haben vorab mit ihm über sein gefeiertes neues Album, Religion und magische verlorene Seelen gesprochen.

© Michael Schmelling

Mit »Freedom« ist vor einigen Monaten jene Amen-Dunes-Platte erschienen, die die Wellen hoch genug hat schlagen lassen, um den New Yorker endgültig auch in unsere Playlists und Konzerthallen zu spülen. Es ist eine Coming-of-Age-Platte, die aufgeladene Konstrukte wie Maskulinität, Familie und Glauben dekonstruiert.

Einige Tage vor seinem Konzert im Wiener Wuk hat uns Damon McMahon, der hinter dem Pseudonym Amen Dunes steckt, ein paar Fragen beantwortet.

Hi Damon! Wir würden dich gerne ein wenig besser kennenlernen: Was war denn der letzte Song, den du gehört hast, was war das Letzte, das du gegessen hast, und worüber hast du zuletzt diskutiert?
Okay, ich habe mir gestern Abend »Nebraska« angehört, trinke gerade einen schwedischen Smoothie und hab mit der Band darüber gestritten, dass es im Van zu heiß ist.

Lass uns kurz in Klischees denken – speziell, weil Maskulinität und deren Wahrnehmung in der Gesellschaft Motive auf deinem neuen Album sind: Was für ein Typ ist Amen Dunes?
Oh, er ist ein ganz normaler American Hero, ein College-Prolet, sexbesessen und ein intellektueller Haubenkoch.

Amen Dunes © Michael Schmelling

Wenn du dir einen Österreicher – tot oder lebendig – aussuchen könntest, um mit ihm Kaffee zu trinken …
Wie wär’s mit dir?

Haha, jederzeit! Als ich »Freedom« zum ersten Mal gehört habe, war ich sofort begeistert. Nicht unbedingt von einem bestimmten Song, sondern von den groovigen Bässen und dem Flow. Ist das etwas Neues, das du für dich entdeckt hast?
Ich habe immer schon sehr rhythmische Musik gemocht, mir fehlten zuvor jedoch die Skills, um das in meine Aufnahmen einfließen zu lassen. Aber es war eigentlich immer da.

Wo hast du gelernt, so einzigartig zu singen?
Vom ganz genauen Hinhören, was Sängerinnen und Sänger machen.

Du hast einmal in einem Interview gesagt: »If there’s too much self in it, it’s not successful art.« Damals hast du von deprimierender Literatur geredet, aber gilt das auch für die Geschichten, die du auf »Freedom« erzählst? Wer ist »Paul The Suffering«, wer ist dieser »Dracula«, wer der Typ, der sich vorstellt im antiken Rom zu herrschen, der Junge, der in der Pause Klebstoff schnüffelt?
Es gibt einen Unterschied zwischen dem Selbst und Erinnerungen, die du gesammelt hast. Das Selbst meint die bewusste Wahrnehmung und Verkörperung des Egos. Diese Figuren sind alles Charaktere aus meinem Leben oder Teile von mir.

Gibt es eine East-Coast-/West-Coast-Verschiebung im Verhältnis zu deinen früheren Alben?
Nein, es ist immer New York, das Album ist so sehr New York wie noch keines zuvor eigentlich. »L.A.« ist nur ein Songtitel und hat eigentlich nichts mit der Stadt zu tun, außer vielleicht in den ersten zwei Minuten. Ich glaube, das ist so ein Arthur-Lee-, Frank-Sinatra-Ding.

Deine Texte sind voll von Anspielungen hinsichtlich Religion, dem Leben danach, Verzeihen – ohne allerdings eindeutig zu werden. Bei »Believe« singst du: »I believe, can’t deny it«. Dann wieder willst du den Heiland sprichwörtlich ins Feuer werfen. Dient Religion dabei als eine Metapher fürs Erwachsenwerden? Willst du, dass Leute für sich selbst über dieses wiederkehrende Thema nachdenken?
Ich bin alles andere als religiös. In der Heiland-Zeile träumt der Typ, er wäre der Imperator des römischen Reiches und überlegt deshalb den Heiland zu verbrennen. Es sind spirituelle Themen auf dem Album, die aber nichts mit Glaube als Institution zu tun haben, sondern philosophisch sind. Wenn, dann würde ich mich am ehesten im Hinduismus verorten, aber nur als Passant.

Wie bist du auf Miki Dora gestoßen? Und was macht diesen Surfer so besonders?
Ich habe mich irgendwann hingesetzt und mir gedacht: »Ich will einen Song über einen miesen Surfer schreiben.« Ich habe gegoogelt, und der Song ist einfach passiert. Er war sehr inspirierend. Er war eine dieser magischen verlorenen Seelen.

»Freedom« ist international ziemlich explodiert und hat die besten Kritiken bekommen. Verändert das etwas an Amen Dunes? Sehen wir dich jetzt öfters?
Naja, es hat auf jeden Fall die Shows größer gemacht, also es sind jetzt mehr Leute im Publikum. Ich freue mich jedenfalls schon sehr auf euch in Wien …

Und wir uns auf Amen Dunes!

»Freedom« ist bei Sacred Bones Records erschienen. Das Konzert von Amen Dunes findet am 19. September 2018 im Wuk in Wien statt.

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