Elbow sind schon länger im Geschäft; da vergisst man Aufenthalte in Wien schon mal. Zum Interview erschienen die Briten aber verlässlich und sprachen mit uns über 7-minütige Songs, mögliche Kollaborationen und das Notenlesen.
Reist ihr öfters per Flugzeug oder mit Bussen?
Mark: "Eine Mischung aus beidem, je nachdem, was finanziell günstiger ist."
Richard: "Bei diesem kleinen Abschnitt der Tour sind wir alle mit einem Bus unterwegs, was fein ist, da es intimer ist. Wir haben sogar die beiden Streicherinnen und die Crew bei uns im Bus, was schon lange nicht mehr der Fall war. Normalerweise reisen wir in unterschiedlichen Bussen."
Mark: "Außerdem spielen wir seit längerer Zeit wieder einmal in kleineren Venues."
Das heißt, ihr habt heute Abend auch Streicher auf der Bühne dabei?
Mark: "Bei den größeren Shows haben wir sogar ein Orchester dabei, zwei Violinen, eine Viola, ein Cello, zwei Saxofone und zwei Trompeten, aber die passen nicht alle in einen Bus…"
Richard: "…oder auf die Bühne (lacht)."
Mark: "Deswegen haben wir jetzt nur zwei Streicherinnen mit und mussten deshalb die Songs ein wenig adaptieren."
Elbow-Nummern dauern für gewöhnlich recht lange und wirken ein wenig wie ein Gegenpol zum klassischen dreiminütigen Popsong. In einer Welt, in der alles schneller und schneller wird, seht ihr das als Kontrapunkt?
Mark (lacht): "Wir können nichts dafür, es passiert einfach so. Für uns ist es wichtig, dass ein Song Zeit hat, zu wachsen. Normalerweise sind die Aufnahmen noch viel länger und werden beim Mischen gekürzt."
Craig: "Es ist immer ein Alptraum für uns, wenn wir versuchen Radio-Versionen von unseren Songs zu machen. Man hat einen Song, der gut funktioniert und verwandelt diesen in eine kürzere Version für’s Radio, die nicht so toll funktioniert. Ich verstehe nicht, warum im Radio keine 7-minütigen Songs gespielt werden. Das ist ein sehr frustrierender Prozess für uns. Speziell bei diesem Album wollten wir den Songs viel Platz zum Atmen geben, und es gibt lange Instrumentalpassagen."
Aber ist es nicht wichtig für eine Band, Hitsingles zu haben?
Craig: "Natürlich, deswegen machen wir ja auch weiterhin Radio-Edits."
Richard: "Wir sehen es als Werbung für die längeren Songversionen und das Liveerlebnis, auch um Tickets für Shows zu verkaufen. Gleichzeitig ist es frustrierend, aber so sind die Regeln."
Craig: "Wir hoffen, dass die Leute das Album kaufen und realisieren, wie die Songs wirklich sind."
Richard: "Wie du vorhin gesagt hast, es ist ein Kontrapunkt. Die Leute stehen immer noch auf Alben und wollen sich damit auf eine Reise begeben, die Kopfhörer aufsetzen und an einen anderen Ort flüchten."
Mark: "Ich denke, für eine Band wie wir es sind, ist es nicht so wichtig, eine Hitsingle zu haben. Einer unserer bekanntesten Songs, "One Day Like This", war nie ein Radiohit, sondern ist durch TV-Einsätze, Sportmontagen, etc. bekannt geworden."
Elbow gibt es bereits seit 14 Jahren, ihr habt bisher sechs Alben herausgebracht. Habt ihr selbst einen Elbow-Lieblingssong?
Craig: Guy hat kürzlich in einem Interview erwähnt, dass "Great Expectations" sein Lieblingssong ist. Bei mir ist es glaube ich "Lippy Kids", aber es ist schwer zu sagen.
Richard: "Ich mag die B-Seiten sehr, mein Sohn liebt unser B-Seiten Album mit Songs wie "Whisper Grass". Wenn man das hört, fühlt man sich in die damalige Zeit zurückversetzt, auch "Switching Off" habe ich sehr gerne."
Gibt es andere Künstler, mit denen ihr gerne mal zusammenarbeiten würdet?
Craig: "Kürzlich bin ich bei einem Festival auf Tune-Yards aufmerksam geworden, die Sängerin ist großartig."
Richard: "Ich wollte schon immer mal mit Beck zusammenarbeiten."
Ende 2012 glaubten einige Leute an das Ende der Welt, wenn das wirklich passiert wäre oder passieren würde, gibt es eine Platte, die überleben sollte?
Alle durcheinander: "Ich denke, es müsste ein Beatles Album sein, oder? "Abbey Road", oder "Hunky Dory" von David Bowie. Oder Spiritualized – "Ladies and Gentlemen We Are Floating In Space".
Elbow spielten am 20. August in der Arena Wien.