Andere Ufer

Sonntag, Chelsea, Wien: Vor der Türe johlt die Meute zum Fußballspiel, dahinter spricht eine frisch gebackene Band über ihren Weg von Fünf zu Drei, von Singer/-Songwriter zu Synthpop und von Trauer zur Einsicht.

Du spielst auf euren Song "The American Dream" an. Aus einer musikalischen Perspektive: Muss ein Künstler hart arbeiten um erfolgreich zu werden, oder braucht er dafür vor allem Glück?

Nate: Unsere Perspektive ist die folgende: Du schuftest wie verrückt, um für den Moment wenn das Glück da ist, gewappnet zu sein. Wie erfolgreich ein Musiker schlussendlich wird, ist eine Mixtur aus beidem: Glück und die Qualität seiner Musik.

"The Hunter" ist eure polarisierendste Nummer geworden: Musikalisch ist sie sehr heiter, aufgeweckt und elektrisierend gehalten, inhaltlich wird die Unbezwingbarkeit des Todes behandelt. Ein Beispiel wie ihr Schicksalsschläge in euren Familien verarbeitet habt?

Nate: Ganz bestimmt. Wir versuchen mit den neuen Songs dieses Thema weniger intensiv und emotional darzustellen. "Give In" sieht den Tod immer noch als tragisches Schicksal, versucht aber weniger damit zu hadern, wie fair oder unfair er ist.

Würdet ihr "Give In" demnach als positive Platte beschreiben?

Alissa: Musikalisch ja, inhaltlich weniger.

Ryne: Inhaltlich beides würde ich sagen. Das Album ist nicht so persönlich, vielleicht auch deswegen weil die Texte weniger autobiografisch als narrativ erzählt sind. Geschichten werden nicht aus der Ich-Perspektive sondern ganz allgemein beleuchtet. Das macht das Album für uns weniger sentimental, aber noch lange nicht zu einer positiven Platte.

Wie hat es euer Song "Ghosts" in die neue Grey’s Anatomy Staffel geschafft?

Nate: Man glaubt es kaum, aber es gibt Leute deren Job ist es, die passende Musik zu einer Folge oder Serie zu finden (lacht). Solche Leute sind auf uns zugekommen und waren sehr daran interessiert, "Ghost" als Input zu verwenden. Für uns war das eine Möglichkeit schon am Anfang ein großes Publikum zu erreichen.

Hadert man als Künstler seine Musik zu "verkaufen"?

Alissa: Ein bisschen, aber mit so etwas Geld zu machen ist nun mal Teil der Musikindustrie. Damit bezahlen Künstler heutzutage ihre Rechnungen. Für mich persönlich ist das okay, solange ich meine moralische Richtlinie nicht überschreite. Ich würde meine Musik nie an McDonals oder Walmart verkaufen. Kunst und Kapitalismus sind für uns zwei verschiedene Paar Schuhe.

Der moderne Prototyp einer Indie-Band bewegt sich zunehmend von der klassischen Gitarrenband zu elektronischen Einflüssen und Synthiepop. On an On passt sich diesem Hype ganz gut an. Was bringt uns die Zukunft?

Ryne: Ich glaube an eine Renaissance der 90er. In Zukunft wird der momentan so gehypte Synthpop verpuffen und das klassische Rock-Lineup vermehrt zurückkommt.

Alissa: Genres wie Rock oder Folk werden immer populär sein. Momentan wird so viel Musik konsumiert, dass sich das Repertoire einfach vergrößert hat. Heutzutage kann sich jeder was aussuchen. Da ist die Zeit nicht mehr so wichtig.

Nate: Ich denke so lange die Musik ehrlich ist, wird es immer egal sein was für eine Art von Musik du machst.

Interview von: Franziska Tschinderle

Das Debüt von On an On "Give in" ist am 4. März erschienen. Bis November 2013 ist das Trio auf Tour. Zur Album-Rezension geht es hier.

Bild(er) © Kyle La Mere
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