Angst?

Er ist wieder am Start. Der Hamburger DJ, Produzent, Hip-Hoper, Humorist, Kreativling und selbsternannte Choleriker DJ Koze. Wem das nicht genug ist, hier gibt es ein paar Vorschläge warum man sich diese Beat-Singularität anhören sollte. Aktuelle Albumfotos gibts obendrauf.

Aus rechtlichen Gründen werden Artikel aus unserem Archiv zum Teil ohne Bilder angezeigt.

Dass die deutsche DJ-Szene überladen, einseitig und oft ziemlich fad ist, wissen wir alle. Gut, dass es da noch DJ Koze gibt. Hinter dem Pseudonym versteckt sich der 40-jährige Stefan Kozalla. Geboren in Flensburg, im Norden von Deutschland, begann er schon in den 1990er Jahren als Rapper und DJ bei verschiedenen Hip-Hop-Gruppen. Und wie es der Zufall so oft will, lernte Kozalla Cosmic DJ und den schrecklichen Sven auf einer Party kennen. Wär jetzt an sich nichts Tolles, aber die drei gründeten bald ihre Hip-Hop-Kombo TBC-Attack, die man heute nur mehr unter dem Namen Fischmob kennt. Sie waren eine der innovativsten deutschen Hip-Hop Gruppen. Eigentlich waren sie All-Styler mit Hip-Hop Einschlag. Zusammen ging die Band auch nach Hamburg. Obwohl nach fünf Jahren aufgelöst, dennoch das Fundament für DJ Kozes Karriere.

Weil ein Projekt für den jungen Kozalla doch zu wenig war, beschäftigte er sich parallel dazu mit elektronischer Musik. Unter dem Pseudonym Adolf Noise produzierte er einige Remixe.

Music is okay

Tausend Tränen tief. Die Worte des Blumfeld Sängers Jochen Diestelmeyer ertönen um 1991 in Form einer verzerrten Elektrostimme in einem Club in Norddeutschland. Oben am DJ-Pult steht Koze mit drei-Tage-Bart und Mütze. Sein Mashup – eine Vorwegnahme von Bastard Pop sogar – von Blumfeld und Steve Bug kommt an. Die Crowd ist verwirrt. Und sie ist begeistert. Kozalla ist mit seinen neuen Remixes schon bald weit oben in den europäischen DJ-Charts. Bei den deutschen DMC DJ-Mix-Meisterschaften erzielt er den zweiten Platz. 2000 dann die erste Sammlung seiner Remixes mit dem Titel „Music is Okay“ auf CD und Vinyl. Besonders daran war die Verkreuzung von Hip-Hop mit elektronischer Musik. Für den jungen DJ „okay“, für die Fans „the best“.

The best ist auch DJ Kozes Humor. In einer beinahe Humor-resistenten Szene wurde er mit seinen schräg-lustigen Lyrics immer beliebter. „Deine Reime sind Schweine“, „The Geklöppel continues“ und „Efdemin ist homosexuell“ sind nur ein paar Beispiele für seinen hanseatischen Witz.

Aber was wurde aus…?

Adolf Noise ist noch nicht weg vom deutschen DJ-Himmel. Mit den innovativen „Kopfhörer-Konzerten“ in verschiedenen Theatern in Hamburg, findet man ihn immer wieder auf dem Line-Up. Ähnlich, wie bei FM4 Silent Disco Events, bekommt man beim Eingang Funkkopfhörer, genießt und schweigt. „Einfach machen, worauf man Bock hat.“ Stefan Kozalla nimmt sich nichts vor. Er überlegt nicht, was sein nächster Track werden könnte. Er macht es einfach. Im März 2013 erscheint DJ Kozes neues Album "Amygdala". Der Mandelkern. Das ist der Teil im Gehirn, der Angst, Furcht und Aggression steuert.

Licht, Musik, Geräusche – pfui

Die Selbsteinschätzung auf DJ Kozes Myspace-Seite ist auffschlussreich, wenn auch verwirrend. „Überempfindlich gegen äußere Eindrücke wie Licht, Geräusche, Musik, Gerede, Berührung und Erschütterung.“ Also alles, was man als DJ, nach Meinung des 0/8/15 Musikfans, eher nicht zu seinen Charaktereigenschaften zählen sollte. Aber es darf ruhig noch ein bisschen skuriler sein. Wenn man also weiter liest, stößt man schon auf die nächsten Eigenschaften, mit denen man sich nicht unbedingt schmücken wollen würde. „Gewalttätig. Jähzornig. Zanksucht bis zur Tätlichkeit. Schimpfen. Fluchen. Arbeitsunlust.“ Muss man vor dem erfahrenen DJ Angst haben?

Vielleicht. Und vielleicht will er das auch. Mit „Amygdala“.

DJ Kozes neues Album "Amygdala" erscheint am 22. März bei Pampa. Einen Vorgeschmack darauf gibt es mit einem Soundcloud-Stream.

Bild(er) © DJ Koze
Newsletter abonnieren

Abonniere unseren Newsletter und erhalte alle zwei Wochen eine Zusammenfassung der neuesten Artikel, Ankündigungen, Gewinnspiele und vieles mehr ...