Look East

Heuer findet zum zweiten Mal das Let’s Cee Filmfestival in Wien statt. Um mehr darüber zu erfahren hat The Gap die Festivaldirektoren Wolfgang P. Schwelle und Magdalena Żelasko um ein Interview gebeten.

Wo liegt heuer das zentrale Problem?

Wolfgang P. Schwelle: Erneut in der Finanzierung. Wir kriegen von den Kulturabteilungen der Stadt Wien und des Bm:ukk nach wie vor keinen einzigen Cent Unterstützung. Trotzdem haben wir weit mehr Filme im Programm und weit mehr internationale Festivalgäste auf unserer Einladungsliste als im ersten Jahr. Wenn man bedenkt, dass selbst die größten und erfolgreichsten Festivals der Welt, wie das in Cannes und das in Berlin, zum Großteil durch öffentliche Förderungen finanziert werden, sieht man erst, wie absurd die Förderpolitik hier ist. Das heißt wir stehen erneut vor großen Herausforderungen.

Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Regisseur Alexander Sokurov, dem ja eine Retrospektive samt seinem hochgelobten letzten Film »Faust« gewidmet wird und der das Festival gleich mehrere Tage als Gast und Besucher beehren wird?

Magdalena Żelasko: Wir haben vor Monaten schon beschlossen auch Master Classes anzubieten. Weil es hier so etwas in der Art, wie sie uns vorschwebt, nicht wirklich gibt. Und wir haben uns damit einen der bestmöglichen Partner geangelt, nämlich die Wajda Schule aus Warschau. Dort ist Alexander Sokurov einer der Top-Vortragenden. Und er hat spontan zugesagt nach Wien zu kommen. Da hat sich eine Retrospektive natürlich angeboten. Auch diese Idee hat ihm offenbar gefallen.

Ihr habt ja ein ziemlich großes Angebot an Stargästen. Gab es jemanden, den ihr dieses Jahr gern dabei gehabt hättet und leider nicht bekommen konntet?

Wolfgang P. Schwelle: Wir haben Helen Mirren kontaktiert, die in »The Door« eine Hauptrolle spielt, und Hanna Schygulla, die in Sokurovs »Faust« mit dabei ist. Die eine dreht gerade, der anderen war unsere Einladung zu kurzfristig. Beide haben uns sehr freundlich auf ein anderes Mal vertröstet.

Hattet ihr seit dem ersten Let’s Cee bereits Erfolg bei eurem Vorhaben, durch euer Forum länderübergreifende Kooperationen im Filmbereich zu initiieren und zu unterstützen?

Magdalena Żelasko: Wir hatten letztes Jahr 32 internationale Gäste. Da gab es jede Menge Gespräche bei Get Togethers. Ob es konkrete Ergebnisse gegeben hat? Das wissen wir ehrlich gestanden nicht. Heuer haben wir 57 Gäste und die wollen wir auch mit österreichischen Gästen zusammenbringen. Wir wachsen und sind zuversichtlich, dass sich da sehr wohl sehr bald einiges tun wird.

Im Rahmen des diesjährigen Festivals wird bei euch Sergei Eisensteins Klassiker »Panzerkreuzer Potemkin« mit musikalischer Begleitung der Band Russkaja vorgeführt. Wie passen die eindrucksvollen, schweren, teils verstörenden Bilder des Films mit dem eher beschwingten Sound der Turbo-Polka-Band zusammen, oder geht es hier gerade um diesen Wiederspruch?

Wolfgang P. Schwelle: Das sollen die Zuschauer und Zuhörer für sich selbst entscheiden. Wir finden die Idee sehr interessant. Eisensteins Klassiker haben ja schon einige vertont. Unter anderem etwa, vor bald zehn Jahren, auch die Pet Shop Boys. Eisenstein selber soll sich ja gewünscht haben, dass jede Generation ihre eigene Musik zu seinem Film komponiert. Russkaja passt insofern also perfekt. Wir sehen das sehr gelassen.

Das Filmprogramm des Let’s Cee Festivals gibts noch bis 21. September in der Wiener Urania sowie im Actor’s Studio Wien zu sehen. Veranstaltungen der Party-Line werden in der Strandbar Herrmann, in der Café Bar Lounge Urania und im Ost Klub stattfinden.

Weitere Informationen unter:

www.letsceefilmfestival.com/

Bild(er) © Eastalgia: Neuesuper Productions, Faust / Hanna Schygulla: Polyfilm, Faust / Alexander Sokurov: Polyfilm, Faust: Polyfilm
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