Kunst parodiert Kunst: Der Preisträger des Henkel Art Awards 2010 ist mit seiner ersten Einzelausstellung abseits der polnischen Heimat in Wien zu Gast.
Der Ausstellungstitel "Art is a Forbidden Fruit Marmalade" spielt auf unnötige und unbegründete Tabubrüche in der Kunst an. Der junge Pole argumentiert dabei nicht gegen gängige Praktiken des Kunstgeschäfts, sondern gegen die Kunst als solche oder vielmehr gegen das, was aus ihr geworden ist. "In vielen dieser Arbeiten erkenne ich schlichtweg keinen Sinn. Als ich noch jünger war, dachte ich immer, dass ich irgendwann über ein bestimmtes intellektuelles Niveau verfügen würde, um in der mysteriösen Welt der Installationen, Performances, des Konzeptualismus und so weiter irgendetwas entdecken beziehungsweise aufnehmen zu können. Aber das ist ausgeblieben. Stellt sich die Frage, ob ich immer noch ein Trottel bin oder ob in einigen Spielarten der Kunst einfach nicht viel da ist, das aufgenommen werden könnte.", erklärt der Künstler.
Als Gegenpart stiftet Cieślak eine hintergründige humoristische Rebellion gegen diese Phänomene der zeitgenössischen Kunst und den Kunstbetrieb an, den er überwiegend aus der Ferne via Internet beobachtet. Diese Off-Postition ist nach wie vor sein Geburtsort Roztocze, ein abgelegener Winkel an der Grenze zur Ukraine. Mit Videoarbeiten hinterfragt er von dort aus auf ironisch-satirische Weise und setzt dabei auf Mittel des Stummfilms, der Ästhetik von Youtube-Clips und dem Einsatz von Found Footage.
Studiert hat Maks allerdings Malerei. "Als ich noch ganz jung war, träumte ich davon, Maler oder Schriftsteller zu werden. Das ist natürlich ein Klischee, aber diese beiden Richtungen haben eine Schnittmenge: das Kino. Ganz ehrlich, die gängige Art von Videokunst hat mich gar nicht angezogen, oder – etwas bösartig ausgedrückt: Nahaufnahmen von Genitalien, das Festhalten von Tiertötungen oder Performances sind nichts für mich. Für mich war das Video immer eine billige – und wahrscheinlich die einzige – Art, Kinofilme zu machen."
Das Mumok präsentiert drei der Videoarbeiten von Maks Cieślak. In "Cloud Nine" (2007) verkörpert der Künstler sich selbst in der Hauptrolle als jungen Künstler, der sich in wütenden Schimpftiraden über die Kunstszene auslässt, weil eine angebetet Kunstgeschichtestudentin im auf die verheißungsvolle Frage im Flirt auf die Frage "Und, wohin gehen wir, zu dir oder zu mir?" als Antwort den Flyer einer Kunstbiennale vor die Nase hält.
"The Vision of Father Joseph" (2008) ist ein Found Footage Film, der die fiktive Geschichte eines katholischen Geistlichen, der als Agent des Vatikan anstelle von Juri Gagarin ins All fliegt, erzählt. Als der Schwindel auffliegt, kappen die Sowjets die Sauerstoffzufuhr. In der Sterbevision des Geistlichen verschwimmen absurde "Hoppala-Videos" mit einem Musikvideo von "The Doors" zu Parodie auf "Apocalypse Now".
Der in der Ästhetik des Stummfilms gehaltene Film "The Story of Doctor Faustus the Tiny" (2009) handelt von einem jungen Mann, der seine Seele dem Teufel verkauft, um intellektueller und künstlerischer zu wirken. Auch hier verkörpert Cieślak den Protagonisten, der seiner kunstaffinen Freundin gefallen will. Paradoxerweise steht jene dann einen vulgären Motorbiker dem Intellektuellen vor.
Maks Cieślak: Art is a Forbidden Fruit Marmalade
3.Mai bis 29. Mai