Die junge Wiener Produzent veröffentlicht mit dem Release "Deintag" eine feinsinnige und emotionale Single seiner zweiten LP "Unfold". Diese gibt es neben einem ausführlichen Interview hier exklusiv im Stream.
Für die siebente Ausgabe von Arts & Craft – bei dem wir gutes Bier und gute Musik zusammenbringen – haben wir den Producer Toju Kae in seinem Studio getroffen.
Toju Kae releaste letztes Jahr seine bereits zweite LP "Unfold" auf dem Schweizer Label Neopren Records. Zuletzt war er Teil des RBMA Bass Camps in Wien und spielte u.a. Supportshows für Acts wie Rangleklods oder LV. Die nun erscheinende Single/EP "Deintag" ist Rück- und Ausblick zugleich, einerseits späte Album-Single, andererseits Überleitung zu kommenden Veränderungen. Darüber und vieles mehr plauderten wir gemütlich mit ihm bei ein paar Craft Bieren.
Das Arts & Craft Interview führte Kevin Reiterer.
Was bedeutet eigentlich dein Künstlername und woher kommt er?
Irgendwann hatte ich zufällig das Wort „Toju“ im Kopf und bin dann über eine andere Ecke auf einen japanischen Philosophen namens Toju Nakae gekommen, der im 17. Jahrhundert gelebt hat und für damalige Verhältnisse sehr progressive und spannende Dinge gesagt bzw. geschrieben hat. Den Namen hab ich dann einfach gehijacked und das „na“ gestrichen.
Dein aktueller Release, die „Deintag“ EP, ist eine relativ späte Single zum Album „Unfold“. Was waren deine Beweggründe?
Die Nummer ist damals zu einer sehr schönen Zeit wahnsinnig schnell entstanden, da hab ich viele Emotionen hineingepackt und das musste jetzt noch mal raus. Auch die Möglichkeit mit Kelpe zusammenzuarbeiten hat mich sehr gefreut, da er seit Jahren ein stetiger Begleiter ist. Wir sind zwar ganz weit weg voneinander, bei dem was wir machen – ich eher bei monotonen Sounds, viel Drones usw. und er ist da ein kompletter Maximalist in seinen Produktionen. Da war’s sehr interessant zu sehen, was er macht.
Und auch die Nummer nochmals selbst zur Redrum-Version zu bearbeiten hat Spaß gemacht. Da ist eine simple Idee dahinter, weil viel mehr hätte die Nummer auch nicht vertragen. Aber so passt’s genau. Dann habe ich die Sache mit Max (Anm.: Zeller, Booker & Promoter) besprochen und daraus entstand dieser Release. Generell bin ich sehr happy mit Max und Konvoi arbeiten zu können, da passiert viel Gutes und es ist spannend zu sehen, was sich da entwickelt.
Gibt es auch schon Pläne für danach?
Ja, weil eigentlich ist „Deintag“ auch ein wenig eine Überleitung zur nächsten EP auf der ich dann neues Terrain ausprobiere. Da wird es dann schneller und glitchiger werden. Aber dazu ein anderes Mal mehr. (lacht)
Bei deiner Live-Show tut sich gerade auch viel. Was erwartet uns da in den kommenden Monaten?
Bald steht die Soundframe-Eröffnungsshow gemeinsam mit Jelena Veljkovic, einer Video-Künstlerin aus Belgrad an. Da machen wir eine Hologram-Geschichte mit 3D-Scans von Menschen, bin aber schon etwas nervös. (lacht) Die Brut-Bühne ist ja sehr dankbar für solche Projekte und ich freu mich riesig, dass der Gig in dieser Location sein wird.
Aber auch dein sozusagen „normales“ Live-Setup veränderst du gerade, oder?
Genau. Bisher hab ich viel mit APCs und Drum Machines gespielt, das werde ich auch weiterhin machen, möchte aber davon immer weiter weg kommen. Ein Freund von mir fängt gerade an, selbst Effektgeräte zu bauen und da möchte ich dann einmal das Bühnen-Setup so haben, wie ich es will und brauche.
Gemeinsam mit Clemens Haas habe ich aich ein neues visuelles Konzept zu Solo-Show entwickelt, eigentlich eine ganze neue Toju Kae-CI. Da wird es davon dann einiges auf der Bühne davon zu sehen geben, das neue Logo mit LED-Stripes und ein paar kleine Spielereien. Überhaupt war die Zusammenarbeit mit Clemens sehr entspannt, das wird also nicht das letzte sein, was wir zusammen gemacht haben.
Wie siehst du die momentane Situation (Clubs, Art Spaces etc.) in Wien? Gibt es genügend Raum und Möglichkeiten für deine Kunst?
Ich habe eine ambivalente Beziehung zur Stadt, wie wahrscheinlich viele hier. (lacht) Auf der einen Seite genieße und liebe ich die Stadt sehr. Es bewegt sich viel, es gibt viele Konzerte, viel Kunst. Aber auf der anderen Seite lebt das alles noch immer sehr im Sumpf der Hochkultur. Natürlich bleibt der Großteil davon immer aktuell, es ist aber einfach nicht contemporary. Im UK haben die Leute ein anderes Selbstbewusstsein, wie sie an Musik oder Kunst herangehen. Da traut man sich mehr und dadurch werden die Leute auch offener. Das geht mir irgendwie ab. Natürlich gibt es immer eine Dynamik und auch Leute die sich etwas trauen, keine Frage. Aber die breite Bereitschaft ein Risiko einzugehen, egal ob im Club oder sonst wo, fehlt.
Vielen Dank für das nette Gespräch!
Danke euch für das gute Bier! (lacht)
Die EP „Deintag“ erscheint am 5. April auf Neopren Records. Toju Kae kann man 2. April (gemeinsam mit Elektro Guzzi) im Rahmen von Salopp! im Werk und am 15. April eine A/V-Show im Rahmen des Soundframe Festivals im Brut Live erleben.
Das b> findet am 8. und 9. April 2016 zum zweiten Mal in der Tabakfabrik statt. Das b>Craft Bier Fest Wien findet von 28. bis 30. April in der MGC Messe statt.
Diese Ausgabe von Arts & Craft ist in Kooperation mit Brauwerk Wien entstanden. Im Rahmen der Reihe waren wir auch schon bei b>, b>, b>, b>, Zanshin und b>ALASAC zu Gast.