Nach fast drei Jahren erscheint mit "Gordian Nod" wieder eine EP von Zanshin, zum ersten Mal auf dem Grazer Label disko404. Auf den vier Tracks schafft es Zanshin einmal mehr, komplexe Strukturen mit Club-Feeling zu verbinden ohne dabei überladen zu wirken.
Für die fünfte Ausgabe von Arts & Craft – bei dem wir gutes Bier und gute Musik zusammenbringen, weil sich beides sehr gut verträgt – haben wir uns mit Zanshin an einen Tisch gesetzt.
Gregor Ladenhauf aka Zanshin ist ein äußerst umtriebiger Produzent und DJ und in vielen Richtungen unterwegs. Neben dem Produzieren unter dem Alias Zanshin ist er als Teil des House-Duos Ogris Debris aktiv und wirkt bei dem AV-Projekt Depart mit. Mit seiner neuen EP "Gordian Nod" hat er nun erstmals nicht auf seinem Hauslabel Affine, sondern bei der Grazer Rabaukenbande (O-Ton Zanshin) von disko404 angeheuert. Warum das so ist und an welchen Plänen er sonst noch bastelt, hat er uns gemütlich bei ein paar Craft Bieren erzählt.
Das Arts & Craft Interview führte Kevin Reiterer.
„Gordian Nod“ ist deine erste Release, welcher nicht auf Affine, sondern auf dem Grazer Label disko404 erscheint. Warum dieser Schritt?
Das ist recht zufällig entstanden. Die disko404-Leute wollten im Frühjahr eine Compilation herausbringen und haben mich für einen Track angefragt. Dafür hatte ich eigentlich den vierten, „A Room Full Of Missing People“, im Auge. Im Zuge dessen hatte ich dann gleich die Idee für eine Beat-Version davon.
Als sich dann die Compilation auf unbestimmte Zeit verschoben hat, gab es Gespräche, ob man nicht daraus einen eigenen Release machen sollte. Da ich mit den disko404-Leuten ohnehin schon lange in Verbindung bin, hat sich das alles perfekt angeboten. Aus meinem Live-Set bzw. den unfertigen Skizzen daraus, haben wir einen weiteren Track ausgewählt, der zu „Feature Bug“ wurde. Und wieder durch spontane Eingebung hat sich der dritte, „Feathered Bug“, daraus entwickelt. Wie ein Stein, der dahin rollt und immer weiter macht. (lacht)
Du hast seit deiner letzten EP eine längere Pause gemacht. Merkst du als Artist, dass es Releases nicht nur aus künstlerischer Sicht braucht, sondern auch um wieder herumzukommen?
Natürlich. Und das wird auch immer ärger, weil die Aufmerksamkeitsspanne durch die Masse an Veröffentlichungen immer kürzer wird und jeder hat leichteren Zugang zu neuer Musik. Man müsste wahrscheinlich alle drei Monate etwas releasen, damit man ständig im Fokus ist. Aber ich bin halt ein langsamer Mensch. (lacht)
Man muss sich ganz generell anschauen, wie sich die Dinge entwickeln – fressen die Majors Soundcloud auf, welchen Stellenwert bekommt Streaming allgemein usw., aber für konkrete Antworten bin ich wohl zu wenig business-minded. Darum jetzt einfach mal wieder ein EP. (lacht)
Gibt es daher auch Pläne für ein weiteres Zanshin-Album?
Bestimmt. Ich hab nur sehr viele andere Projekte in der Schublade und im Hinterkopf, die alle in verschiedene andere Richtungen gehen werden. Da gibt es schon so eine Art Masterplan. Ein Zanshin-Album ist aber sicher ein Thema. Vielleicht geht es sich noch im Herbst/Winter 2016 aus, ansonsten spätestens 2017.
Was steht noch in diesem Masterplan?
Ich will auf jeden Fall mehr Musik machen, die nicht beatgesteuert ist. Eher ruhige, Ambient- und Drone-lastige Sachen. Auch wieder mehr Klavier-basierte Musik. Und das Album von Mimu (Merz, Anm.) werde ich produzieren. Damit mir nicht fad wird. (lacht)
Anfang des Jahres hast du auch an der Ages-Single „Return“ mitgewirkt. Wie kam es dazu?
Die drei haben mich angeschrieben, ob ich nicht etwas zu ihrem Album beisteuern will. Dann kam zuerst ein Track, mit dem ich nichts anfangen konnte, wo mir gar nichts dazu eingefallen ist und dann kam der „Return“-Entwurf und dazu hatte ich sofort Linien im Kopf. Mittlerweile weiß ich, wenn das passiert, dann passt’s und ist nachhaltig. Danach ging es rasch, Vocals aufgenommen, fertig. Das Ganze hat sich als sehr stimmig erwiesen.
Wie geht es Depart, dem AV-Projekt, dass du gemeinsam mit Leonhard Lass machst?
Zuletzt haben wir auf dem Node15-Festival in Frankfurt die Installation „The Eidolon Splits“ gemacht. Im Rahmen der Veranstaltung war das eine der Haupt-Installationen, die sowohl vom Festival als auch von Native Instruments kommissioniert wurde. Generell passieren bei Depart wenige kleine Dinge, weil unsere Ideen auch meistens schnell viel größer werden. Durch die verschiedenen anderen Projekte die wir beide machen, kann ich schwer die Energie nur in eine Richtung lenken. Darum passiert vieles abwechselnd. Aus der Erfahrung wissen wir beide aber mittlerweile, dass wir ein sehr großes Projekt pro Jahr machen und daran wird sich auch nicht viel ändern.
Visuelle Gestaltung ist immer ein großes Thema bei dir. Wer entwarf das Cover zu „Gordian Nod“?
Für diese EP-Serie gibt es eine neue disko404-CI, davor waren es die bekannten Würste. Jetzt gibt es verschiedene schwarz-weiß-Templates, die Marlon (Fink aka Fontarrian) gemacht hat. Gemeinsam haben wir es dann ausgearbeitet, uns auf den zentralen Kreis geeinigt usw.
Zum Abschluss bitte drei Buzzwords zu „Gordian Nod“.
Monolithisch, wuchtig, reduktiv.
"Gordian Nod" erscheint auf disko404. Einen Free Download seines Dorian Concept-Remixes gibt es hier, seinen Ages-Remix kann man hier hören.
Das Craft Bier Fest Linz findet am 8. und 9. April 2016 zum zweiten Mal in der Tabakfabrik statt, weitere Termine für 2016 folgen in Kürze.
Arts & Craft-Interviews gab es bereits mit MOTSA, Konea Ra, Kids’n’Cats und Elektro Guzzi.