Auf der richtigen Spur

Tablet statt Notenblätter, Navi für Orchestermusiker – die Software PhonicScore bietet beides. Für die Orchesterversion gab es eine departure-Förderung. Was geht da und was geht noch?

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Das Programm funktioniert. Es erkennt, wo gerade die Musik spielt. Beworben haben es Matthias Uiberacker, Oliver Hörbinger und Florian Kruse allerdings noch nicht. Das soll erst passieren, wenn Ende März die Tablet-Versionen erscheinen. »Dann wird sich zeigen, wie gut sich PhonicScore verkaufen lässt«, erklärt Matthias Uiberacker. »Die Entwicklung haben wir auf Windows-PC-Systemen durchgeführt, weil wir dort die meiste Erfahrung haben. Das ist jedoch nicht die beste Plattform für unsere Applikation. Sie macht nur mit einem Tablet wirklich Sinn. Die Portierung für Android, iPads und Windows 8 ist daher in Arbeit.« Umweg oder sinnvoller Schritt – das wird sich zeigen. Dass das iPad das populärste Tablet ist, ist den Entwicklern klar. Zuerst auf Windows 8 und Android zu setzen, bedeutet sicher ein Risiko, aber auch direkter auf jene zuzugehen, die sich für eines der günstigeren Tablets – und nicht das iPad – entschieden haben.

Feedbackschleife

PhonicScore wurde von befreundeten Musikern getestet. Laufende Systemprüfungen sind zudem essenziell. »Die automatisierten Tests nehmen schon viel Arbeit ab, aber am Schluss müssen wir trotzdem noch einmal händisch die Software gut durchtesten«, erzählt Matthias. Funktionen könnten immerhin ausfallen, Bugs werden so im Ansatz vermieden. Bisher stieß man dabei nur auf geringfügige Fehler, die schnell behoben waren.

Von den Testern und Usern bekam man Feedback, das zu geplanten Erweiterungen führte: Tabulaturen und Lyrics, eine Loop-Funktion, die Möglichkeit zu editieren sowie aufzunehmen und sogar die Umwandlung des Gespielten in Notenschrift. Ideen gibt es reichlich. Nur Zeit und Geld nicht. Da heißt es auswählen. Eventuell durch weitere Förderungen, idealerweise reichen die Verkäufe. Deswegen gehen jetzt die Tablet-Apps vor. Weitere Funktionen werden in Updates gepackt, andere in preislich gestaffelte Versionen. Die Unterstützung von PDF- und Bilddateien ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zur »universellen und intelligenten Musikmappe«, so der selbsterklärte Anspruch.


Mangel und Mitbewerber

Bisher unterstützte das Programm nur Noten im MusicXML-Format. Das Angebot dafür ist mit ein paar Online-Plattformen und Webstores noch überschaubar. Ein eigener Shop wäre der nächste logische Schritt – ohne lesbare Dateien kein Notenlese-Programm. Dafür muss man sich nun zusätzlich mit Urheberrecht und Verlagswesen beschäftigen.

»Wir wollen bald soweit sein, dass wir ein Ensemble oder Orchester ausstatten können. Die Entwicklung zur Vernetzung der Geräte ist zu großen Teilen bereits abgeschlossen.« Der größte Vorteil gegenüber anderen Noten-Programmen – v.a. denjenigen, die ebenfalls dem Notentext beim Spielen folgen – ist zugleich die größte Herausforderung bei der Orchesterversion: während PhonicScore bei gespielten Noten ansetzt und so den richtigen Takt findet, reagiert eine ähnliche iPad-App auch bei anderen Geräuschen. Solche Schwachstellen wollen Matthias Uiberacker und seine Kollegen in jedem Fall vermeiden. »Bei der Orchesterversion gibt es noch viele Ideen um die Qualität der Audioerkennung noch weiter zu verbessern, damit sie später perfekt funktioniert. Bei vielen Instrumenten ist die Audioanalyse schon etwas komplexer.« Der Vorteil: mehrere vernetzte Geräte sammeln auch mehr nützliche Informationen. Allerdings muss man mit dieser Datenmenge überhaupt erst zu Rande kommen.

Oft bleibt wenig Zeit, sich mit solchen technischen Herausforderungen auseinanderzusetzen und an der tatsächlichen Entwicklung weiterzuarbeiten. Deswegen verschiebt sich auch die Markteinführung der geförderten Orchesterversion, die eigentlich für Anfang 2013 angesetzt war, auf das Ende des Jahres. Buchhaltung, Geschäftstermine, Kontaktpflege und Bürokratie – den Zeitaufwand, um die Firma am Laufen zu halten, hatten die drei Gründer unterschätzt. Eine Erkenntnis, die Matthias allen Start-ups als Ratschlag mit auf den Weg geben möchte.

Departure Swot Blog

Stärken, Schwächen, Chancen, Gefahren – auf englisch abgekürzt S.W.O.T. – müssen am Anfang eines großen Projekts nicht immer klar sein, aber es hilft, sie zu kennen. Wenn öffentlich gefördert wird, hilft es nicht nur, dann muss es sein. Departure, die Kreativagentur der Stadt Wien, unterstützt das mit dem SWOT-Blog, der laufend beobachten wird, was aus neuen Ideen der Musikkreativen über die Jahre entsteht, was gelingt, was stirbt und daraus erwächst. In der zweiten Folge: Phonicscore.

i>www.phonicscore.at

www.departure.at

Dieser Artikel ist Teil einer engeltlichen Kooperation mit departure.

Bild(er) © PhonicScore
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