Hurra, die illegale Anti-Piraten-Gratis-Download-Gesetzesvorlage wurde vom EU-Parlament gekippt. Wir sind Demokratie! Das finden alle gut im Internet. Außer jene, die mal die Idee hatten von kreativer oder künstlerischer Arbeit zu leben, z.B. von Musik.
Das ist aber egal, denn mir wurde das so erklärt: Mit Musik kann man heutzutage eh schon nichts mehr verdienen, das tun nur die vier großen Konzerne und gegen Konzerne kann man immer schon mal grundsätzlich sein. Und die paar Musiker, die tatsächlich von ihrer Musik leben können, wie U2, Coldplay oder Aerosmith, haben eh genug, die brauchen gar nicht noch mehr Geld. Moment, sagte ich dann, da muss es aber noch was dazwischen geben? Calexico zum Beispiel oder Mumford & Sons oder die Klaxons. Aber da war es schon spät auf der Party, die kleine Gruppe, in der ich stand, hielt sich mehr an ihren Bierflaschen fest als davon zu trinken und dann kam das Gespräch auch noch auf Lars von Triers letzte Filme und da konnte ich nicht mitreden, weil ich mein Taschengeld nur für den Eintritt zu »Ice Age 4« gespart hatte.
Für Rauchverbot, nur nicht beim Gras
Dabei war der Abend vielversprechend in seinen Diskussionen: Allgemeines Rauchverbot ja, aber das soll nicht für Marihuana gelten. Ist der Dalai-Lama ein religiös-sanktionierter Alleinherrscher, oder ist er ein Diktator, aber eh einer von den Guten? Ich trage das Muslima-Kopftuch als Zeichen für meine individuelle, anti-konsumistische und pro-feministische Haltung innerhalb eines aufgeklärten Islam, aber wie zeige ich das nach außen? Für die Menschen im Bezirk, wo ich wohne, sind doch alle Kopftücher gleich. Vielleicht mit einem Button auf dem steht »I go balla balla, for my only god Allah«? Sie fand das aber ernsthaft nicht so gut, weil zu uneindeutig.
Also war mein zweiter Vorschlag »Mein Gott existiert wenigstens wirklich!«, und darüber wollte sie dann nachdenken. Ernsthaft. Außerdem fand sie, dass »Desperate Housewives« eine gotteslästerliche, reaktionäre, frauenfeindliche Serie sei, während ich eine Theorie dagegen hielt, nach der es die Rache eines frustrierten US-Produzenten an seinen Ex-Frauen sei. Aber trotz alledem endeten die Diskussionen bei Musik und als jemand sagte »Ich finde Musik total super!« beschloss ich, dass es Zeit zu gehen sei.
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