Die sieben Sachen des Dr. Evil 2.0, Kim Dotcom, präsentiert der junge Künstler Simon Denny im Mumok. Wir sprachen mit ihm über das, was alle interessiert: Medien und so.
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Es gab die Tage, an denen man nicht in Stunden zählte, sondern in Megavideo-Einheiten. Was man in der Zeit tut, bis man sich die nächste Episode der aktuellen Lieblingsserie ansehen kann, war ein Luxusproblem mit hohem Identifikationspotential für eine globale Peer-Group: Storifiziert wurde das durch Memes oder Posts auf Tumblr. Nur eine der zahlreichen, kleinen Geschichten, die das Internet schreibt.
Doch zu den digitalen Geschichten, gibt es auch die des "echten Lebens", in denen eine Razzia mit Helikoptern veranstaltet wird, Berge von Geld und ein Fuhrpark von 22 Luxusautos konfisziert werden. Zum Beispiel die Geschichte von Kim Dotcom, dem Gründer von Megaupload. Sie klingt wie einer der abgedroschenen Plots eines Hollywood Films, den man sich vielleicht nicht mal im Kino, aber auf einer Plattform wie Megavideo eine war, ansehen würde.
Closed due to Copyright Infringement
Aber genau Hollywood ist das Problem. Beziehungsweise das Geld, das Hollywood und den USA durch Seiten wie Megaupload entgeht. Das Anwesen des gebürtigen Deutschen Kim Dotcom (vormals Kim Schmitz) in der Nähe von Auckland wurde 2012 geräumt, Megaupload und Megavideo vom Netz genommen. Doch vor Gericht wurde die Razzia für rechtswidrig erklärt und Dotcom erhielt Teile seines Vermögens zurück. Heute ist er mit neuen Seiten wieder im Geschäft.
Dr. Evil im Museum
Der Fall, der nicht nur in Neuseeland exzessive mediale Aufmerksamkeit erhielt, was nicht zuletzt an Dotcoms schillernder und leicht zu inszenierender Persönlichkeit (auch die Dr. Evil-haften Züge sind nicht abzustreiten) aber auch seiner eigenen hohen Medienkompetenz liegt, warf Fragen nach Filesharing, Rechtssprechung und Eigentumsverhältnissen auf, die den weiteren Diskurs nachhaltig beeinflussen werden, reizte aber auch den jungen Künstler Simon Denny zu einer Bestandsaufnahme.
Der gebürtige Neuseeländer Denny, der jetzt in Deutschland lebt – also quasi der biografische Anti-Dotcom – präsentiert im Mumok die "wirklichen" Besitztümer von Dotcom, die bei der Razzia beschlagnahmt wurden: obskure Kunstwerke neben einem skandinavischen Arbeitsbett, ein Haufen von Dell-Servern, eine lebensgroße Predator-Statue. Alles, was man um viel Geld kaufen kann. Ist da ein System dahinter? "Guys’ Stuff", scherzt Denny, der die Ansammlung mit Humor nimmt, ohne sich aber über Dotcom lustig zu machen. Es soll hier nicht um übermäßige Kritik an den Interessen und dem Besitz eines Internet-Tycoons gehen, sondern eher um das Festhalten eines spezifischen Moments, um eine Archäologie, um eine Sichtbarmachung.
Ob es Kontakt zu Dotcom gab und er einverstanden mit der Austellung gewesen wäre, frage ich Denny. Man klärte das über die Anwälte: "Apparently he said cool shit, I took that as a yes.", so der Künstler.
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