Bienen, Blumen, Blasenentzündung – Was du in der Sexualkunde hättest lernen sollen

Sexuelle Bildung in Schulen ist oft veraltet, konservativ und heteronormativ. Wir haben ExpertInnen gefragt, worum es in Sexualkunde eigentlich gehen sollte: Wie kann ich Scheidenpilz verhindern? Wann freut sich die andere Person im Chat über mein Dickpic? Wie sieht echter Konsens aus? Und wie finde ich heraus, was mein Kink ist?

© Emanuel Mayr / Esthaem

Intimhygiene – Menstruation & Mythen

Die Bandbreite von sexueller Bildung umfasst auch das Wissen über den eigenen Körper, die Menstruation und Intimhygiene. 17 % der Mädchen und jeder dritte Junge wissen nicht, was Menstruation bedeutet – viele verwechseln Menstruation mit Masturbation. 53 % der Jungen glauben, Menstruation diene der Verhütung. Das mussten wir von der Erdbeerwoche in einer Umfrage unter 1.100 österreichischen Jugendlichen feststellen.

Die Story von der Vulva

Leider gibt nicht nur der Wissensstand, sondern auch die Einstellung Jugendlicher zu ihrem Körper Grund zur Sorge: 60 % gaben bei unserer Umfrage an, eine negative Einstellung zu ihrem Körper und zur Periode zu haben. Mangelndes Wissen über die Ursache und Behandlungsmöglichkeiten von Regelschmerzen und nicht zuletzt die Isolierung von Menstruierenden während ihrer Periode sind die Folge dieser Tabuisierung. Aber auch Scham bis hin zu Ekelgefühlen vor der eigenen Vulva (der Begriff ist übrigens fast allen Jugendlichen gänzlich unbekannt) bzw. dem eigenen Menstruationsblut sind häufig anzutreffen. Das Ergebnis ist bei vielen oftmals eine übertriebene Intimhygiene: Sie ekeln sich vor dem eigenen (gesunden!) Scheidenausfluss und versuchen, diesen sowie den natürlichen Geruch der Vagina mit stark parfümierten Duschgels zu übertünchen. Dass sie damit das natürliche Gleichgewicht ihrer Scheide zerstören, ist den meisten nicht bewusst.

So geht Intimgesundheit

Wer eine Scheide besitzt, kann der eigenen Scheidenflora viel Gutes tun. Neben dem Verzicht auf übertriebene Intimhygiene, sind es wie oft im Leben die einfachen Dinge, die der vaginalen Flora guttun: Wir raten beispielsweise an erster Stelle, vor dem Wechseln von Tampon oder Menstruationstasse die Hände zu waschen, nach dem Sex auf die Toilette zu gehen und auch beim Thema Slipeinlagen und Unterwäsche eine kurze Nachdenkpause einzulegen. Denn Slipeinlagen sind nicht nur ein Müllthema, mit Plastikbestandteilen erzeugen sie zudem ein feuchtes, warmes Klima und dadurch ein Paradies für Frau und Herrn Scheidenpilz und andere Intiminfektionen. Insgesamt empfehlen auch GynäkologInnen die Plastiktangas im Schrank zu lassen und auf atmungsaktive Unterwäsche – am besten aus Bio-Baum- wolle – zurückzugreifen, oder in der Nacht mal auf »unten ohne« umzusteigen.

Übrigens: Gerade auch beim Thema »Sex und Menstruation« kursieren viele Mythen und auch hier ist es – abgesehen vom guten alten Handtuch zum Unterlegen – die offene Kommunikation der Beteiligten, die im Falle von Ekel und Scham entscheidend wirken kann. Fakt ist: Vulva, Klitoris, Scheidenpilz oder Menstruation als Transgender-Person – über Sexualität und alles, was dazu gehört, wird leider noch immer nicht überall offen gesprochen. Und definitiv zu wenig an unseren Schulen. Also: Red’ ma drüber!

Annemarie Harant und Bettina Steinbrugger sind die Gründerinnen der Erdbeerwoche, Österreichs erstem auf Menstruation spezialisierten Social Business. Mit der digitalen Lernplattform »Ready For Red« setzt die Erdbeerwoche beim Einmaleins der Intimhygiene an und lässt Jugendliche in einem Wahr-oder-falsch-Quiz einige Mythen rund um die Intimhygiene entlarven. Infos und Anmeldung hier.

Dieser Beitrag ist im Rahmen des Specials zum Thema Bildung in The Gap #179 entstanden. Hier könnt ihr die ganze Ausgabe nachlesen.

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