Bienen, Blumen, Blasenentzündung – Was du in der Sexualkunde hättest lernen sollen

Sexuelle Bildung in Schulen ist oft veraltet, konservativ und heteronormativ. Wir haben ExpertInnen gefragt, worum es in Sexualkunde eigentlich gehen sollte: Wie kann ich Scheidenpilz verhindern? Wann freut sich die andere Person im Chat über mein Dickpic? Wie sieht echter Konsens aus? Und wie finde ich heraus, was mein Kink ist?

© Emanuel Mayr / Esthaem

Safe Sexting – ???

Safer Sex: Dieses Thema begegnet uns spätestens im frühen Teenageralter. Die Banane und das Kondom sind uns allen lebhaft in Erinnerung geblieben. Aber warum lernen wir nirgendwo etwas über Safe Sexting? Sex – oder jedenfalls eine Idee davon – hat schon lange begonnen sich zu digitalisieren. Man kann potenzielle Sexpartner*innen über Datingwebsites kennenlernen und auch die Pornografie in Zeitschriften hat längst ausgedient. Das Internet ist einfach kein Neuland mehr – sorry, Frau Merkel.

Für alle erdenklichen Bereiche unseres Lebens gibt es Regeln und Vorschriften. Was darf ein Hund essen? Wie verhält man sich im Wartezimmer seiner Hausärztin? Was gehört in eine traditionelle Teewurst? (Spoilerwarnung: kein Tee) Warum also ist das Internet noch immer ein so gesetzloser Ort? Ist ja auch irgendwie schön, fast utopisch für manche vielleicht. Ein virtueller Raum, in dem man sich frei bewegen kann. Doch dieses romantische Konzept wird von sehr vielen Menschen ausgenutzt. Selten passiert es, dass sich jemand einer anderen Person vorstellt, indem er*sie sein*ihr Geschlechtsteil auspackt. Aber im Internet ist das Alltag. Auf Instagram häufen sich in vielen DMs die ungefragten Dickpics, auf Grindr ist ein Postfach ohne diese undenkbar. Dabei können Penisporträts auch total super sein! Nämlich, wenn die andere Person zustimmt. Stichwort: Konsens.

Trigger-Warnung irl

Du kannst fast alles sagen, schreiben, machen, sofern der*die andere seine*ihre Zustimmung ausgedrückt hat. Ohne Zustimmung ist eine Nachricht mit sexualisierenden Inhalten kein Sexting, sondern übergriffig. Genauso wie sexualisiertes Verhalten ohne Konsens kein Sex ist. Übergriffige Nachrichten können Menschen nachhaltig verstören oder Traumata triggern. Jede Person nimmt etwas anderes als übergriffig wahr. Sobald man nach Zustimmung fragt, umgeht man die Möglichkeit, dass sich das Gegenüber unwohl bei dem fühlt, was man versendet. Anfängliche Zustimmung bedeutet allerdings auch nicht, dass das Gegenüber sich nicht um entscheiden kann. »Nein« bedeutet nicht: »Überrede mich«.

Und wie hole ich mir das Einverständnis ein? Es ist ratsam, sich – vor allem bei Erstkontakten – langsam an das angedachte Thema heranzutasten. »Ich bin auf Tinder, weil ich Sex suche. Möchtest du dich über deine sexuellen Vorlieben unterhalten?« Selbst, wenn man sich schon besser kennt, ist Zustimmung ein Muss: »Magst du ein Bild von meinen Boobs haben?« Und wenn der Konsens besteht, kann es so erotisch sein, gegenseitig sexuelle Fantasien auszutauschen. Wenn alle Involvierten Lust haben, kann man sich gegenseitig hochschaukeln, bis niemand mehr die virtuelle Trennung aushält. Das ist Sexting.

Caro Neuwirth und Kim Chakraborty, die Betreiberinnen von Antiflirting, schaffen mit ihrer Instagram-Seite ein Bewusstsein für sexuelle Belästigung im Internet. Auf dem Account @antiflirting2 werden eingesendete Screenshots von übergriffigen Nachricht anonymisiert und zensiert gepostet. Dadurch wird veranschaulicht, wie viel sexuelle Belästigung tagtäglich im Internet stattfindet.

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