Machthungrige Politiker, verbitterte Cops und verrückte Wissenschaftler. Das junge Serienjahr hat bereits einiges auf dem Buckel. Hier ein paar Vorschläge um die Qual der Wahl zu erleichtern.
Keine Macht den Monstern
»House of Cards« schwört sich in seiner zweiten Staffel selbst die Treue. Wer sich für die Intrigen in und ums Weiße Haus bisher nicht erwärmen konnte, dem dürfte der enorme Hype rund um den Netflix Politthriller, zu dessen Fangemeinde immerhin auch der Präsident der Vereinigten Staaten zählt, weiterhin ein Rätsel bleiben. Bereits Bekehrte können sich aber über eine spannende und solide inszenierte Fortsetzung freuen, in die sich neben Themen wie Hacking und sexuellem Missbrauch auch eine Portion Globalpolitik mischt.
Seine neue Position als Vizepräsident zwingt Francis Underwood mehr denn je dazu, trotz dreckiger Geschäfte eine blütenweiße Weste vorzuweisen, wobei ihm seine Ehefrau Claire mit Rat und Tat zur Seite steht. Kevin Spacey und Robin Wright verkörpern das machtgierige Zweiergespann auf gewohnt hohem Niveau, als Identifikationsfiguren lassen die beiden in ihrer kaltblütigen Überheblichkeit jedoch zu wünschen übrig. Trotzdem kann es eine wahre Freude sein, wenn sich Underwood mit zynischen oder offenherzig skrupellosen Kommentaren an den Zuseher wendet und dabei seine Karten offen auf den Tisch legt.
Wirklich sympathische Charaktere sind auch unter den zahlreichen Nebenfiguren rar gesät, dafür finden sich ein paar interessante Neuzugänge, von denen sich etwa die smarte Kongressabgeordnete Jackie Sharp, gespielt von Molly Parker, als frische Teilnehmerin im Ränkespiel bemerkbar macht.
Woran es der Serie nach wie vor mangelt sind Gegenspieler, die mehr als kleine Stolpersteine auf dem selbstgefälligen Siegeszug der Underwoods darstellen. Ein Sturz vom hohen Ross verbunden mit einem Hauch an Selbstzweifel würde dem Protagonisten nicht schaden. Selbst ein Monster braucht menschliche Züge, um auf Dauer interessant zu bleiben.
Im Sumpf der Seele
Mit Monstern bekommt man es auch in HBO’s »True Detective« zu tun. Der Sender liefert damit seinen imposantesten Streich seit dem Start von »Game of Thrones« und hebt die Messlatte für TV-Thriller auf ein neues Level.
Inhaltlich mag die Show rund um zwei hartgesottene Mordkommissare, die sich in der White Trash Szene von Louisiana auf die Jagd nach einem Serienmörder machen, einen ausgetrampelten Pfad betreten. Dabei weicht sie jedoch schnell vom sicheren Weg ab und landet in einem tiefen Moor düsterer Lebensphilosophien und seelischer Abgründe, das in der Fernsehlandschaft seinesgleichen sucht.
Schon im Aufbau unterscheidet sich »True Detective« von herkömmlichen Krimi-Serien. In Form einer Anthologie sollen sich Milieu und Cast bei möglichen weiteren Staffeln komplett ändern. Die Handlung der ersten Staffel erstreckt sich über einen Zeitraum von siebzehn Jahren, wobei vergangene Ereignisse einem späteren Handlungsstrang gegenübergestellt werden.
Bemerkbar macht sich dieser Umstand vor allem bei der Glanzleistung von Matthew McConaughey, der seine Figur Rust Cohle in weit auseinanderliegenden Lebensphasen und somit eine Art Doppelrolle spielt. Als der vielleicht kaputteste Cop der Fernsehgeschichte bringt er seine tiefschwarzen Monologe so abgebrüht und überzeugend, dass sie einem durch Mark und Bein gehen. Woody Harrelson gibt als Detective Martin Hart ebenfalls einiges her und trägt maßgeblich dazu bei, dass trotz der ausgiebigen Dialoge keine Langeweile aufkommt.
Auch in Sachen Präsentation leistet »True Detective« vom atmosphärischen Soundtrack, bis hin zu den eindrucksvollen Sets ganze Arbeit. Manche Szenen werden so packend in Szene gesetzt, dass sie auch so manchen aktuellen Kinothriller alt aussehen lassen.
»True Detective« mag schwer verdaulich sein, es lässt sich aber nicht leugnen, dass HBO hier nur mit den allerfeinsten Zutaten kocht.
Verrückt in die Zukunft
Kommen wir zu etwas leichterer Kost. »Community«-Erfinder Dan Harmon schickt für den Kabelsender AdultSwim mit »Rick and Morty« eine neue Animationsserie ins Rennen und stellt dabei erneut sein Talent für popkulturelle Verflechtungen unter Beweis.
Die Serie handelt von dem Wissenschaftler und Alkoholiker Rick, einer abgedrehten Karikatur von Dr. Emmett Brown aus der »Zurück in die Zukunft« Trilogie, der sich gemeinsam mit seinem Enkel Morty auf irrwitzige Science-Fiction Abenteuer begibt.
Wie bei anderen AdultSwim Serien (»Robot Chicken«, »Metalocalypse«) geht es auch hier ziemlich deftig und hirnrissig zu. »Rick and Morty« vereint den in der Cartoon-Branche schon lange etablierten Mut zum Wahnsinn jedoch mit cleveren Drehbüchern, die zwar nicht mit gesellschaftskritischen Parodien à la »South Park«, dafür aber mit unerwarteten Wendungen und durchdachten popkulturellen Anspielungen aufwarten können. Auch das für Animationsserien so wesentliche Voice Acting kann sich hören lassen, zumindest das der englischen Originalfassung, in der Justin Roiland sowohl Morty als auch Rick vertont und dabei beiden einen originellen Charakter verleiht.
Ob sich »Rick and Morty« lange genug halten kann um irgendwann als Klassiker zu gelten muss sich erst zeigen, eine zweite Staffel befindet sich jedenfalls bereits in Produktion.
Die gesamte zweite Staffel von »House of Cards« ist seit 14.02 auch auf Sky Go in der englischen Originalfassung abrufbar. Eine deutsche Synchronisation folgt ab 3. März auf Sky Atlantic/HD.
Die englische Originalfassung der bisher erschienenen Folgen von »True Detective« ist auf Sky Go abrufbar. Eine synchronisierte Fassung wird voraussichtlich im April auf Sky Atlantic/HD folgen.
Wann eine deutschsprachige Fassung von »Rick and Morty« erscheinen wird steht noch nicht fest. Ursprünglich wurde der Pilot der englischen Originalfassung zu Promotion-Zwecken auf Youtube gestellt. Mittlerweile gibt es auf der Plattform nur noch spätere Episoden der Serie zu sehen.