Aller guten Dinge sind doch irgendwie drei. Das neue Album der Sex Jams, „Catch“ wird soeben veröffentlicht.
Ein Schlingern durch Noises der 90er Jahre, ein bisschen Joy Division, ein bisschen Blondie, ein bisschen Courtney. So kannten wir die Sex Jams seit ihrem ersten Album, „Post Teenage Shine“ (2010). Das zweite Album, „Trouble Honey“ (2013), war dann schon fast ein bisschen zu wenig stimmlastig, zu wenig Gekreische, viel Pop. Umso erfreulicher, dass „Catch“, das dritte Studioalbum, wie eine g’sunde Watschn funktioniert (wir distanzieren uns von echten g’sunden Watschn). Unerwartet, schmerzhaft und im Effekt immer besser und besser. Sängerin Katie ist wieder die Punkqueen, als die wir sie schätzen gelernt haben, die Gitarren schrammeln, stechen sich gegenseitig aus, machen Krach.
Für uns ist die Band sogar früh aufgestanden, und das an einem Montag: Bei doppeltem Espresso und großem Bier haben wir uns über ihre US-Tour, ewig geliebte Alben und natürlich über ihr neues Baby, „Catch“, unterhalten.
Also "Catch".
Flo: Das ist im Kontext aller drei Alben zu sehen. Wir waren auf Amerika-Tour und sind dort als Noisepunk-Band live sehr gut angekommen. Da haben wir erst richtig gemerkt, dass wir es bis dahin noch nicht zu hundert Prozent geschafft haben, diese Live-Energie, die unsere Musik ausmacht, auch auf Vinyl zu pressen.
Beim dritten Versuch hat’s funktioniert?
Flo: Ohne mich da zu weit aus dem Fenster zu lehnen, aber ja, doch. Mir ist die Idee gekommen, den Albumtitel auf ein Wort zu reduzieren. Das erste Album hatte drei Wörter, das zweite zwei, das dritte jetzt eins. Unsere Musik auf die Essenz heruntergebrochen. „Catch“ schließt sozusagen die Trilogie ab.
Katie: „Catch“ ist sowieso die Zusammenfassung dessen, was wir in den letzten zehn Jahren ausprobiert haben. Wir haben so viel live gespielt, so viele Live-Erfahrungen gesammelt, dass es uns ein großes Anliegen war, dieses Feeling auch auf die Platte zu bekommen.
Das erste Album war sehr Punk, das zweite doch eher Pop. Das dritte kratzt und ist laut, Katies Stimme ist sehr prominent.
Flo: Die Sex Jams gibt es ja schon seit sieben Jahren. Bei diesem Album haben wir nicht bewusst den Schritt gesetzt, jetzt etwas vollkommen Neues zu schaffen. Wir wollten die Liveatmosphäre einfangen, haben deshalb auch live aufgenommen. Ich sehe das Album persönlich so ein bisschen als Abschluss der letzten Jahre – nicht, dass wir jetzt keine Band mehr sind, aber ich glaube, jetzt wird es ein bisschen in eine andere Richtung gehen. Wir hatten jetzt noch einige Stücke in Petto, die einfach noch hinaus mussten. Deshalb auch „Catch“ – wir wollten die letzten Jahre einfangen. Eine Rückbesinnung.
Katie: Das erste Album ist quasi einfach passiert, da sind wir ins Studio gegangen, haben drauflosgespielt. „Trouble Honey“ war schon überlegter. „Catch“ ist ein bisschen eine Mischung aus beidem geworden.
Flo: Und ja, Katies Stimme steht jetzt wirklich im Mittelpunkt, das war eine der wichtigsten Weiterentwicklungen. Ich weiß noch, als wir aufgenommen haben, sie eingesungen hat – und wir meinten: „Super Katie, es passt so.“ Sie wollte aber gar nicht mehr aufhören und wurde wirklich immer noch besser.
Katie: Sehr charming, danke, Flo! Es war ganz komisch bei mir, ich war das Live-Auftreten immer so gewohnt, dass es mir seltsam vorgekommen ist, im Studio auf Knopfdruck zu singen. Erst bei „Catch“ kommt mir vor, habe ich das abgeschüttelt und wirklich alles, was in mir steckt, hineingepfeffert. Auf „Trouble Honey“ geht meine Stimme, im Nachhinein betrachtet, beinahe ein bisschen unter. Sie wieder hervorzuholen, ist uns am neuen Album gelungen.
Flo: Ich glaube, das ist auch Teil unserer Erfahrungssammlung als Band. Es muss sich einfach niemand (mehr) in den Vordergrund drängen. Wichtig ist, dass das Endergebnis stimmt – und nicht wann wo welche Gitarre lauter zu hören ist.
Bastelt da jeder von euch getrennt an den Songs, oder jammt ihr, bis etwas dabei herauskommt?
Katie: Es entsteht viel im Proberaum, im Studio. Es ist nicht so, dass eine Person zehn Lieder entwirft und wir die dann einspielen. Ich nehme es dann auf, bastle zuhause noch an den Vocals bzw. Lyrics. (Anm. Red.: die Lyrics stammen aus Katies Feder. Außer zu „Jumper“, das war Flo)
Ihr seid also im Herzen eine Live- und eher weniger Studioband?
Flo: Wenn man das so sagen kann, dann eher die Liveband, ja.
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