Aller guten Dinge sind doch irgendwie drei. Das neue Album der Sex Jams, „Catch“ wird soeben veröffentlicht.
Wer ist für euch Prototyp einer Studioband?
Katie: Radiohead.
Flo: Wobei, eine gute Studioband kann ja auch gleichzeitig eine gute Liveband sein. Um da im österreichischen Zirkus zu bleiben: Bilderbuch ist da ein gutes Beispiel. Die haben aber live auch super Möglichkeiten – wenn wir in den Clubs, in denen wir spielen, mit dem Equipment von Bilderbuch anreisen würden, würden die uns wahrscheinlich auslachen. „Catch“ ist aber auch so gedacht, dass die Liveumsetzung dazu eben passt. Wir haben das Album innerhalb von drei Monaten – wenn es überhaupt so lange gedauert hat – geschrieben. Wolfi (Anm.:Wolfgang Möstl) ist dann witzigerweise dahergekommen mit der Neuigkeit, dass er ein neues Mile Me Deaf-Album fertig hat.
Lukas: Ja, aber ich glaube, wir brauchen den Druck eh ein bisschen. Das ist einfach unser Arbeitsstil (lacht).
Katie: Das ist aber auch der Unterschied zu den Sex Jams: Wolfi schreibt ein Album, Mile Me Deaf spielen es. Das ist bei uns nicht so – da ist ein Jahr dann schnell einmal verplant, wenn man fünf Leute koordinieren muss.
Noch einmal kurz zurück zur US-Tour. Die hat euch musikalisch schon sehr geprägt, oder?
Katie: Das Interessanteste daran war, dass wir einfach die Exoten waren. Und nicht, wie das in Österreich halt schnell der Fall ist, in eine Schublade gesteckt wurden. Die Noise-Szene ist dort natürlich viel größer als hier – in Wien waren wir schnell die „Kinder von Sonic Youth“ oder ähnliches, in Amerika, egal wo, New York oder elsewhere, war das egal. Das hat uns auch fürs Songwriting viel gebracht.
Wie geht es euch da mit euren Lieblingsbands, erwartet ihr bei jedem Album etwas Neues, muss das überhaupt immer sein?
Katie: Also was ich mir erwarte, sind Überraschungen. Wenn es etwas ganz anderes ist, das aber super ist, passt natürlich auch. Es ist interessant, die Bandentwicklung zu beobachten.
Flo: Ich hab ein ganz schlechtes Beispiel…
Katie: Geh, sag.
Flo: Hört euch mal die neue Bloc Party-Nummer an.
Katie: Achgeeeeh. Ja, das stimmt. Mein Beispiel wäre hier Placebo. Brian Molko hat doch echt gesagt, eigentlich ist ihm schon so fad, er weiß gar nicht mehr, was er schreiben soll.
Flo: Ja, das ist echt schwierig. Das sind große Bands, die haben zu einem Zeitpunkt die Musik geliefert, die die Leute eben gerade hören wollten. Zeitlose Musik zu machen, ist schwer, und Bloc Partys Indierock weiterzutragen bis 2015 hat eben auch nicht funktioniert. Es ist dann eigentlich besser, du hast deine Fans, die das hören wollen, was dich ausmacht. Anstatt krampfhaft zu versuchen, sich neu zu erfinden. Weil es auch nicht funktioniert, das so zu planen. Vielleicht in einzelnen Fällen – aber so viele Bands machen sich lächerlich damit, einem Trend nachzueifern. Man muss schon wirklich Glück haben um zu sagen, man plant Musik wirklich.
Lukas: Ich glaube, es geht um Authentizität. Es ist super, wenn eine Band sich weiterentwickelt – wie zum Beispiel aus den Goldenen Zitronen eine artsy-Band wird statt einer Punkband. Auch wenn das heißt, dass sie dabei frühere Fans auf der Strecke lassen.
Katie: Ich glaube, dass bei der Frage der Weiterentwicklung einer Band vor allem auch die Intention wichtig ist. Will ich mit meiner Musik auf Biegen und Brechen unbedingt alle Menschen erreichen oder mache ich Musik, weil ich muss. Ich muss!
"Catch" von den Sex Jams erscheint am 16. Oktober via This Charming Man