Es braucht mehr Dada, Neu-Punk und weniger Langeweile in den oberen Positionen der Kultur, aber vor allem keine Porsche mehr!, sinniert Bastian Wilplinger, Regisseur von "DER-MERZ-WELT-NEU-BAU".
Stichwort Krimkrieg, Schwarzmeerflotte, russisches Bürgertum – warum interessiert dich ausgerechnet dieser Konflikt? Eisenstein? Ubu Roi? Warst du dort?
Der Krimkrieg ist, 1854, in meiner bescheidenen Sicht ein erstes großes Menetekel des großen europäischen Imperialismus. Das ist der Beginn des „Großen Spiels“, dass tatsächlich in den konservativen thinktanks heute wieder „the new great game“ genannt wird, also der Griff nach Asien auf dem Weg zur Weltherrschaft. Für mich ist der Krimkrieg ein schönes Bild des Anfangs, der uns jetzt dorthin gebracht hat, in Westafrika Hühnerabfälle zu verscherbeln. Das hat damals angefangen. Interessanterweise aufgrund eines Streits um ein Silbernes Kreuz in Jerusalem. Aber Religionen finde ich uninteressant in der Öffentlichkeit.
Da sind die Briten und die Franzosen in ihren blitzenden Uniformen noch den Russen salutierend an Sewastopol vorbei segelnd in den Krieg gezogen, um erstmal ein Drittel an Typhus zu verlieren, bevor irgendein Schuss abgegeben wurde. Arroganz und Dummheit.
„The Charge of the Light Brigade“ von Tony Richardson. Unbedingt ansehen!
Mit William Howard Russell hatten wir da auch den ersten kritischen Kriegsberichterstatter dabei.
Welche Gesellschaftsform will die Hauptfigur, die 18-jährige Halbwaisin Marie Müller, für ihr Kunstwelt? Eine andere Moderne? Gar Sozialismus? Ein ästhetisches Utopia?
Das ist eine gute Frage. Ich kann es nicht sagen, was Marie Müller will. Wie es im ersten Teil so nett heißt, will sie nur einen Moment sich selbst betrachten können, um sagen zu können: Das bin ich! Im nächsten Moment verschwindet sie wieder.
Sie kämpft zusammen mit den „Bildlosen“, den Außenseitern der Mediengesellschaft, für ihre mediale Repräsentanz. Und in der „echten“ Welt …?
Ich kann keine konkreten politischen Vorschläge machen, ich kann gegen einen Neo-Thatcher-Merkelismus schimpfen und das ist auch nötig und gut so. Ich bin sehr links, aber niemals ein Linker. Ich kann nur sagen, dass dieses hirnlose Sich-Geld-In-Den-Arsch-Stecken lassen eine fürchterlicher Irrtum ist und vor allem aber so erbärmlich. Geld, Geld. Was soll ein Porsche? Was soll das? Man kann sehr viel mit Geld machen und man soll es auch nützen, aber sicher niemals für irgendeinen Porsche. Oder für zwei Porsches. Das kommt noch viel mehr und unsere Arbeit ist es, möglichst laut auf den Tisch zu knallen, möglichst viele Menschen zu erreichen und dann mal sehen, was passiert.
Ganz sicher aber muss der Middle-Man weggeschnitten werden.
Das, was so teuer ist, sind diese Mittel-Leute.
Danke!
DER-MERZ-WELT-NEU-BAU
Teil II: Schwarzmeerwaschmaschine
27. April 2013
Im Rahmen des Donaufestival Krems.
Livestream ab 19 Uhr unter: http://miasma.is