Das A.G. Trio ist ein Phänomen. Von Linz aus hecken sie energiegeladene Live-Shows und mächtige Produktionen aus. Sie flirten mit EDM, sagen aber auch, dass das Genre tot ist. Und die Remix-Sammlung erscheint auf CD, damit sie die Freundin im Auto hören kann.
Was macht ihr gegen die Langeweile auf Tour?
RA: Also die größte Veränderung hat sicher das iPad mit sich gebracht. Der komplette Gegensatz zu der Zeit, als wir noch Monopoly gespielt haben (alle lachen).
In Sachen Bookings – habt ihr einfach genommen bzw. nehmt noch immer alles was reinkommt?
AT: Am Anfang haben wir wirklich alles mitgenommen, sind extrem weit gefahren, um dort zu schlechten Konditionen zu spielen, einfach aus dem Grund, weil wir wussten, dass wir live überzeugend sind. Das haben wir dann auch lange so gemacht, weil ein Konzert einfach der Ort ist, wo man Leute am besten begeistern kann. Es gab sehr wenig Karrieredenken bei uns in der Anfangszeit, da waren wenig Gedanken wie „das wäre jetzt gut für uns“ oder „das eher nicht machen, weil…“.
RA: Am Anfang haben wir ja auch noch Solo-Songs gespielt bzw. spielen müssen, um überhaupt auf Konzertlänge zu kommen (lacht).
Könnt ihr die Entwicklungen um den Amadeus nachvollziehen? Was waren die Eindrücke, die von eurer Nominierung letztes Jahr geblieben sind?
AT: Also vorweg einmal, wir sehen die Dinge nicht alle zu 100 Prozent gleich (lacht).
RA: Mich hat es gewundert, dass es einfach keinen Preis im eigentlichen Sinn gibt. Also einen Geld- oder Sachpreis, was für den größten Musikpreis Österreichs, gerade für die Musiker, natürlich wünschenswert wäre.
AT: Wenn die Behauptung, dass der Preis Öffentlichkeit bringt, der Grund ist, das der Preis gemacht wird und dann die Öffentlichkeit aber gar nicht garantiert werden kann – weil der ORF abspringt, weil keiner etwas Schreiben will usw. – verfehlt er natürlich sein Ziel.
AK: Die einzige Möglichkeit, dass dir der Amadeus etwas bringt, ist, wenn du drei oder vier Mal gewinnst, wie z.B. Parov Stelar, und dann auf den Titelseiten bist, aber das schaffen nur wenige. In der Situation in der er damals war, ist es für ihn schon völlig egal. Höchstens für zuhause, die Eltern und Verwanten ist das interessant. Darum bleibt es wohl eher bei: „Austria is much too small to do good music awards“ (lacht).
AT: Daher sind für mich auch die diesjährigen Entwicklungen nur logisch. Irgendwann reichts dann allen. Vor allem deshalb, weil es dieses Jahr noch einmal richtig verschäft worden – ist mit Registrierungen und Anmeldungen auf diversen Sponsoren-Websites.
AK: Ja, aus meiner Sicht haben HVOB das beste aus ihrer Situation gemacht. Aber das kann natürlich niemals der Sinn eines Preises sein, die Publicity daher zu ziehen, die Nominierung zurück zu nehmen. Generell braucht niemand mehr in der heutigen Zeit Preise oder Award-Shows, die irgendjemanden auf diese oder jene Musik aufmerksam machen und dann schreien „das musst du jetzt hören“. Man kann sich nur verarscht vorkommen, wenn man als elektronischer Musiker von KroneHit vertreten wird.
Eure künstlerische Heimat, das Backlab, gibt es immer noch. Welche interessanten Dinge tun sich dort? Was wollt ihr in die Welt posaunen?
AT: Es wird heuer im Herbst oder Winter eine große Gemeinschaftsausstellung zu einem gemeinsamen Thema geben. Das ist zwar jetzt erst in der Planungsphase aber es wird sehr spannend, weil erstmals der Großteil, der über 70 Künstler gemeinsam an einem Projekt arbeiten werden.
Man darf es hier erstmals erwähnen, ihr arbeitet an einem neuen Album. Was sind die Ziele damit und was bildet den Unterboden dafür?
AK: Noch haben wir ehrlicherweise recht wenig Vorstellung von dem, was am Ende rauskommen wird.
AT: Wir erlauben uns einfach, unabhängig von Karriere- oder Verkaufsgedanken das zu machen, was uns Spaß macht.
RA: Was wir wissen ist, dass es Songorientierter wird, sowie dass es einige spannende Featurings geben wird. Das freut mich natürlich am meisten, weil ich sehr wenig singen werden muss (lacht). „Countably Infinite“ und drei oder vier andere Nummern würden sicher auch aufs neue Album passen, der Rest eher weniger.
AT: Es ändert sich gerade in der Musik extrem viel. Zur Zeit des ersten Albums war einfach elektronische Musik und das Drumherum vollkommen anders.
AK: Weil sich dieses ganze EDM-Zeug auch selbst zerstört hat, gehen wir jetzt einen anderen Weg. Wir machen schon noch zu 100% elektronische Musik, aber vollkommen anders als bisher. Das wird einige Leute sicher irritieren.
AT: Man wird wieder viel mehr heraushören können, wo wir alle musikalisch herkommen. Es ist aber sicher nicht mehr so in your face. Bis zum Sommer soll einmal das Album fertig sein und danach überlegen wir uns, wie die Live-Shows werden sollen. Momentan haben wir alles runtergeräumt und dann überlegen wir uns, was wir wo und wie hinstellen. Als wir im Herbst nach dem ganzen touren am Album angefangen haben, hat niemand von uns mehr richtig funktioniert. Wir waren total fertig und erschöpft – die EDM-Blase, mit der wir immer kokketiert und gespielt haben, ist geplatzt. Dann kam die Frage auf, wie sollen wir das jetzt machen? Jetzt kann man es einfach nicht mehr überhöhen oder überzeichnen, dazu müsste man den Spiegel ins Nichts halten. Und genau darum ist auch „Reaction“ so wichtig. Um diesen Zwischenschritt zu haben, diesen Abschluss und Neuanfang.
„Reaction“ ist bereits auf Etage Noir Special erschienen.A.G.Trio – Reaction by A.G.Trio