Was sollte man auch sonst sagen. Die einen sagen danke trotz, die anderen wegen ihrer Wahlergebnisse. Aber auch sonst gab es im politisch-sozialen Netz in dieser Woche zahlreiche Wiederholungen von Mustern aus der alten Welt, oft schlechte, auch gute.
Alle sagten sie artig danke. Erwin Pröll tat es mit Unterschrift, Peter Kaiser sachlich, Fränk auf Rot-Weiß-Rot, Rolf Holub tat es mehrsprachig, andere zerknirscht oder so als wäre nichts passiert. Auch wenn in Kärtnen eine ganze Ära abgewählt wurde, an die 4,5 Millionen Likes für das Bild zu Obamas Wiederwahl kamen die Glückwünsche natürlich auch im Verhältnis nicht heran (9.000 hätte es ungefähr gebraucht). Beachtlich waren sie aber doch, diese Bekenntnisse, die zeigten, dass es Menschen gibt, die ihre politischen Überzeugungen herzeigen wollen. Denn immerhin lesen Freunde und Verwandte mit, mit denen man vermuteterweise eher nicht über Politik reden möchte.
Im befreiten Kärnten (so das Cover des Falter) hat sich dabei eine fast altertümliche Strategie bewährt. Das Klinkenputzen – 150.000 Hausbesuche von Unterstützern der SPÖ – hatte sich gelohnt. Die Wechselstimmung war aber auch im sozialen Netz zu vernehmen. Vom neuen Landeshauptmann Peter Kaiser kann die restliche SPÖ hier sehr viel lernen (aktuell Platz 4 im Politometer bei Politiker_innen), und eigentlich muss sie es auch. Regelmäßige Neuigkeiten zu Koalitionsverhandlungen, stimmungsvolle Bilder – bei Peter Kaiser transportiert sich der Willen etwas anders zu machen als die davor. Eher weniger dafür beim anderen Gewinner, dem Erwin Pröll. Da fehlte eine Woche nach der Wahl jeder Ausblick in die Zukunft, die Facebookdrähte waren auf Ruhemodus. Danke sagten sie natürlich alle. Nur zwei nicht, Piraten und Neos, die hatten ja auch wenig, wofür sie sich nach der Wahl bedanken konnten.
Überall Funktionäre, Funktionäre, Funktionäre
Auch Old School, auf den Politprofilen sehr beliebt, aber höchst sinnlos: Gesichter von Polititkern, die einige Taferln in die Kamera halten, an einem Mikrostrauß stehen oder irgendwo ein Mascherl durchschneiden. Das mag ja für ein paar Bilder einer Nachrichtensendung funktionieren, die ein nach Tarif bezahltes Team auf Außenbericht schickt, weil der wichtige Teil der Nachricht ohnehin eher zu hören ist, aber im sozialen Netz bringt es nichts. Solche Bilder interessieren wieder nur andere Funktionäre. Außer vielleicht … man macht daraus eine Serie … einen Tumblr zum Beispiel … wie Kim Jong Un. Den könnte man derzeit so ähnlich hundertfach für österreichische Politiker nachbauen, und ja, für Heinz Fischer gibt es den entsprechenden Tumblr auch schon.
Überall Protest, Protest, Protest
Abgrenzung ist da schon deutlich beliebter. Das bringt zwar immer wieder hämische Postings ein, das aber zumeist von Leuten, die sowieso anders wählen. Wenn also HC auf Wiener Volksbefragung und manipulative Systemmedien schimpft oder auf seinen Vorsprung zu Fränk stolz ist, dient das der eigenen Klientel. Fränk wiederum plädierte für die Fair Tax, weil – eh klar – die bisherige Tax ist nicht fair. Anders, aber ebenfalls auf die Kernthemen der Partei gerichtet, waren bei den Grünen Aktionen zum Gedenken an Fukushima oder eine Initiative gegen ORF-Chef Alexander Wrabetz.
Auch wenn sie leicht durchschaubar sind – quasi die Katzenfotos unter den Polit-Postings –, gibt es im Durchschnitt viel Feedback auf solche Themen, mit denen sich Parteien, Politiker oder reiche Onkels gegen die anderen abgrenzen wollen. Das überrascht weniger, wenn man davon ausgeht, dass Facebook als ein soziales Medium eine der zentralen Triebfedern sozialen Handelns, Distinktion nämlich, hervorragend bedient: Ich habe ein Tattoo, ich habe einen Mercedes SL, ich habe eine Lodenjacke – oder eben etwas dagegen, dass Wasser privatisiert wird. Jetzt auch auf Facebook.
Nur mehr so ungefähr passt dazu das Gedenken an 75 Jahre Nazi-Annexion bzw. den Anschluss, das von vielen begangen wurde. Erstaunlich war das vor allem insofern, weil Umfragen zeigten, dass fast die Hälfte aller Österreicher heute noch meinen, dieses Land, wir, wäre das erste Opfer von Hitler-Deutschland gewesen.
Überall Frauen, Frauen, Frauen
Jetzt schon als eines der erfolgreichsten Postings der Zweiten Republik darf eine Aktion der Grünen zum Weltfrauentag gelten. Ihr Foto der vier anderen Spitzenkandidaten als Frauen kam auf bisher imposante 8800 Likes, 2630 Shares und 1070 Kommentare. In einer konzentrierten Aktion wurde es von anderen Grünen geteilt und verbreitete sich in Folge auch über klassische Medien. Ein bekanntes Problem – zu wenige Frauen in Spitzenpositionen – wurde in ein überraschendes Bild gegossen. Es war in einer politisch eher ruhigen Konsolidierungswoche eine erfreuliche Ausnahme und hat den Grünen nebenbei fast 1.000 neue Fans gebracht.
Überall Logos, Logos, Logos
Bei den zarten Facebook-Frühlingsknospen blieb eine Sache allerdings überall ganz Old School und blüht in der Politik wie nirgends sonst: die Logo-Monokultur. Als würde man nicht wissen auf welche Seite man sich verirrt hat, ist alles mit Brandzeichen versehen und in den Farben, dem Ausgeschaue und der Anmutung der ehrwürdigen Parteien gehalten. Auf Pages von großen Konzernen findet man nichts ähnliches, nicht einmal Money Boy oder Anne Hathaway sind so sehr von ihrer eigenen Präsenz gefesselt wie die einzelnen Parteien. Ein paar Schwalben aus der Netzwelt machen eben noch keinen Sommer.
Anmerkung: Monopol Medien ist Eigentümer von The Gap und betreibt das Politometer gemeinsam mit Super-Fi und m-otion.