Das Geschäft mit den Likes

Dieser Text hätte ursprünglich heissen sollen: Wie ich mir chinesische Likes für ein Facebook-Gewinnspiel gekauft habe und den Gewinn bei Ebay um das Dreifache weiterverkauft habe.

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Googlet man „Facebook Likes kaufen“, so findet man gleich mal um die drölfzig Seiten, deren Business es ist, genau das zu tun. Dabei gibt es die unterschiedlichsten Angebote – 500 internationale Likes für 500 Euro, 1000 nationale Foto-Likes für 90 Euro, oder Sonderangebote wie 201 deutsche Fanpage-Fans zum Sensationspreis von 18,90 Euro inklusive gratis Versand (!?). Außerdem erhältlich: Twitter-Follower und Youtube-Views.

Als wäre das nicht schon bizarr genug, existieren auch noch massenhaft Exchange-Communities auf Facebook, die Like-For-Like-Tauschgeschäfte anbieten. Soll heißen, man klickt den ominösen „Gefällt mir“-Button beim Beitrag/ Foto/ Whatsoever eines Users und erhält im Gegenzug die gleiche Dienstleistung. Nun gibt es natürlich mittlerweile viele Gewinnspiele, die auf diesem Voting-System basieren und dadurch unvermeidbar verfälscht werden. Da wird fast schon bandenmäßig vorgegangen, es kann vorkommen, dass sich immer wieder dieselben Namen auf den Stockerlplätzen finden.

OMFG SO UNFAIR!!!1

Stellen wir uns folgendes Szenario vor: Jemand veranstaltet ein Gewinnspiel, sagen wir einfach mal es wär ein Adventskalender oder so, bei dem derjenige mit den meisten Likes einen hübschen Preis bekommt. Das wär dann halt irgendwie ungünstig. Vor allem wenn man den unabwendbaren Mini-Shitstorm bedenkt, den das Ganze nach sich ziehen würde. Ja, das wäre schon unfair. Aber was macht man da? Hinterher das gesamte Regelwerk umschmeißen und den nächstbesten Teilnehmer als Gewinner erklären? Wäre wohl auch keine optimale Lösung, und sicherlich auch nicht fair. Eindeutig beweisen kann man das leider nicht. Unschuldsvermutung ftw. Schließlich liegt es durchaus im Bereich des Möglichen, dass die BFFs von Max Mustermann aus Brasilien, Bangladesch und Vietnam dessen Kommentar eben wirklich megagut finden.

Viele Freunde sind asian durch Glück

Oder man stelle sich vor, dass man so eine Person anschreibt, ob sie nicht Bock hat das Ganze anonym zu schildern. Könnte ja sein, dass man eine Antwort in der Richtung bekommt:

"Ich habe kein likes gekauft.. Ich habe meinen Freunden gesagt für mich zu liken und sie ihre Freunde gesagt für mich zu stimmen .. Meine viele Freunde sind von asian durch Glück .. Also ich weiß nicht, wie sie es getan hat, so viele konto oder etwas, ich weiß nicht.. Auch ich will nicht diesen Gewinn verkaufen und auch keine lust zu verkaufen. Ich kann es benutzen, weil es ein geschenk und ganz toll ist.."

Grundsätzlich sind Gewinnspiele doch eine schöne Sache. Fans kommunizieren miteinander, die virale Reichweite erweitert sich, neue Leute werden auf die Page aufmerksam. So ein unschuldiges Konzept, so eine hinterlistige Zweckentfremdung. Auch sehr spannend: Betrüger stellen ehrliche Teilnehmer als Betrüger dar, um ihre eigenen Chancen zu erhöhen. Schon dreist.

Macht dann 200 Likes, bitte.

Likes haben sich demnach langsam aber sicher zu einer Art digitalen Währung entwickelt, und das Geschäft boomt. Nicht nur dubiose Firmen, sondern auch zu Ende verbrauchte Z-Promis leisten sich den Luxus gekaufter Facebook-Aufmerksamkeit und verdoppeln somit ihren Marktwert (Zwei mal null …). Im Endeffekt fliegt das meistens auf, wird dann richtig schön peinlich und zum gefundenen Fressen für Frauke Ludowig und Konsorten. Ganz abgesehen von der rechtlichen Lage, die sich momentan laut Experten noch in einer Grauzone befindet. Nicht erlaubt aber nicht verboten.

Zurück zu unserem völlig fiktiven Szenario: Eine Lösung wäre wohl, in Zukunft von Gewinnspielen, die an Like-Zahlen gebunden sind, völlig abzusehen und auf den altbewährten Zufall zu setzen. Auch wenn außen nicht nachvollziehbar ist, ob dann erst recht geschoben wird, scheint das Menschen zu helfen, sich leichter in den Schlaf zu wiegen. Finden wir gut.

Auch The Gap verlost ab und an Goodies, Tickets oder Zeug. Nämlich so fair wie nur irgendwie geht.

Bild(er) © sofiabudapest (Flickr)
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